Die orthodoxe sowie die katholische Kirche lehren, dass die Macht der Sündenvergebung, die der Herr den Aposteln gab (Joh. 20,22-23), auf die Bichöfe der genannten Kirchen fortdauernd übertragen wird. Viele Pfingstler und Charismatiker behaupten ebenfalls, es bestehe auch heute noch der Aposteldienst. Um dies zu untermauern, beruft man sich in pfingstlerischen Kreisen auf einen so genannten fünffältigen Dienst:
"Und Er hat etliche zu Apostel gesetzt, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern" (Eph. 4,11)
Betrachten wir zunächst den Anspruch der katholischen bzw. orthodoxen Kirche als Apostelamt-Vererberinnen zu gelten, so z.B. auf Grundlage der bereits genannten Bibelstelle aus Joh. 20,22-23: "... (Jesus hauchte die Aposteln an und sprach): Nehmet hin den Heiligen Geist! 23. Welchen ihr die Sünden erlaßt, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten"
Diese Gabe Jesu wird so gedeutet, als würde sie von den Aposteln zu den ersten damaligen Bischöfen, und schließlich von Bischof zu Bischof - natürlich nur innerhalb der katholischen, bzw. orthodoxen Kirche - bis in unsere Tage weitergegeben worden sein. Auf diese Weise soll also das Apostelamt nach wie vor Bestand haben. Doch, für die Annahme einer solchen Weitergabe dieses Amtes - wie auch für so viele andere Dogmen innerhalb dieser beiden Kirchen - fehlt einfach jegliche Grundlage in der Bibel. Wo wird eine solche Weitergabe von den Aposteln selbst mit allen Einzelheiten gelehrt? Aus diesem Grund - dem Grund des Fehlens entsprechender Lehre - ist sie schlicht und ergreifend zwecks Machtsicherung innerhalb dieser Kirchen eingeführt worden. Genauso verhält es sich mit der den Aposteln verliehenen Macht die Sünden zu vergeben. Einerseits existiert wiederum nicht der geringste Hinweis in der Schrift, geschweige denn eine Lehre, hinsichtlich der Weitergabe dieser Macht auf zukünftige Bischöfe. Andererseits bedeutet dies genausowenig, dass die Macht Sünden zu vergeben nun den Menschen, sprich den damaligen Aposteln, übertragen wurde. Denn auch wenn die Apostel dieser Macht teilhaftig wurden, war es ja dennoch eine Sündenvergebung Gottes. Die Apostel hatten das Zeugnis des Heiligen Geistes in sich, wem vergeben werden soll, weil auch sie das endgültige Gericht dem Herrn überließen. So sprach Petrus zu Simon, dem Zauberer:
"Darum tue Buße für diese deine Boßheit und bitte Gott, ob dir das Trachten deines Herzens vergeben werden möchte" (Apg. 8,22)
Die richtige Schlussfolgerung lautet daher, dass sowohl die katholische als auch die orthodoxe Kirche schlichtweg aus Machtbestrebungen und eigener Willkür das Apostelamt nach wie vor jeweils für sich beanspruchen.
Welchen Zweck erfüllt der Aposteldienst?
Apostel bedeutet Gesandter, Gesandter Gottes, um den Grund der Lehre Christi zu legen. Die Apostel sind somit die Grundfeste im Gebäude - Leibe des Herrn. Sie sind, wie auch die alttestamentlichen Propheten, das Sprachrohr Gottes, durch welches das Wort Gottes unmittelbar offenbart wurde. Darum bleiben echte Kinder Gottes beständig in der Lehre der Apostel:
"Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet" (Apg. 2,42)
"So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20. erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist" (Eph. 2,19-20)
Nehmen wir jetzt an, die Apostel würden immer wieder durch neue Apostel abgelöst werden, wobei sie als "Sprachrohr Gottes" fortlaufend die Macht besäßen, den Grund der christlichen Lehre zu legen. Dann würde die Heilige Schrift ständig erneuert und erweitert werden, was schließlich dazu führen würde, dass man die Bibel, das Wort Gottes, links liegen lassen und nur noch auf Menschen als "wirkliche Botschaftsträger" hören würde. Demzufolge wäre die Wahrhaftigkeit und Vertrauenswürdigkeit der Bibel vernichtet. Wir sehen also, dass aufgrund der Vollkommenheit und Unveränderlichkeit des Wortes Gottes kein Aposteldienst mehr notwendig ist, denn dieser Grund ist ein für alle mal gelegt.
Diese Tatsache bezeugen auch die 7 Sendschreiben zu den 7 Gemeinden in der Offenbarung. Die sieben Sendschreiben stellen prophetisch sieben Perioden der Kirchengeschichte dar. 1. Periode - Zeitalter der Apostel. Dem Engel der ersten Gemeinde ist gesagt:
"...du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel, und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden" (Offb. 2,2)
Diese Gefahr, verführt zu werden durch falsche Apostel, wird in diesen Sendschreiben nur in der ersten Periode der Kirchengeschichte erwähnt. Denn der Teufel kopiert alles Echte. Natürlich wurde man auch in den späteren Epochen durch selbsternannte Apostel verführt. Doch die wirklich herausfordernde Versuchung durch die falschen Apostel traf die Christenheit eben nur in dieser ersten Periode, denn durch sie wollte der Widersacher in das göttliche Werk der echten Apostel pfuschen. Als nun der Grund der NT-Lehre gelegt worden war und der apostolische Dienst somit vollendet, hat für die wahren Kinder Gottes auch die Gefahr, durch die falschen Apostel verführt zu werden, folgerichtig nachgelassen. Aus diesen Gründen wird diese Verführung in den übrigen Perioden der Kirchengeschichte auch nicht erwähnt. Im Umkehrschluss lässt sich daraus also ableiten, dass nach der ersten Kirchenperiode keine echten Apostel mehr gesandt wurden.
In Übereinstimmung hiermit lesen wir auch über das himmlische Jerusalem:
"Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Gründe und in denselbigen die Namen der zwölf Apostel des Lammes" (Offb. 21,14)
Warum sind es bloß zwölf, und nicht beliebig viele, die sich im Laufe der Kirchengeschichte gemäß der Auffassung, der Aposteldienst sei nach wie vor in Kraft, hätten ansammeln können? Weil der Herr einst, im ersten Jahrhundert, den Grund der christliche Lehre verfasst und danach keine Apostel mehr gesandt hat. Demzufolge ist im fünffältigen Dienst nach Epheser 4,11 der Aposteldienst nicht auf unbestimmte Zeit gesetzt, wie es die Pfingstler und Charismatiger verbreiten, sondern zeitlich begrenzt und bereits erfüllt.
Somit ist die Lehre von der Weitergabe der apostolischen Vollmacht (nach dem Vorbild der Weitergabe der aaronischen Priesterschaft im AT, wie bei den Katholiken), einfach nur erdacht. Ebenso sind auch die Behauptungen der Pfingstler und Charismatiker über die Apostel in der heutigen Zeit schlichtweg ein Irrtum.