Gesunde Lehre ChristiJesus Christus: Solange ich in der Welt
bin, bin ich das Licht der Welt (Joh.9,5)

 

 

Israel Gottes - wer ist es?

1. Vorwort
2. Das Volk Gottes.

3. Das Volk Gottes - wer es segnet, der wird gesegnet, wer es flucht, der wird verflucht.
4. Was stellt das jetzige Israel dar?
5. Israel fließt als Überrest in die Gemeinde mit ein

1. Vorwort

Um diese Frage klar zu beantworten, muss die Sicht Gottes auf das heutige irdische Israel erkannt werden. Als was betrachtet Gott es? Und was ist überhaupt das Volk Gottes in der Gnadenzeit? Oder anders gesagt, wer kann und darf sich heute als solches bezeichnen? Gibt es etwa zwei verschiedene Völker Gottes, die parallel existieren, und beide als solches vor Gott gelten können? Denn es sind zunehmend "christliche" Judaisierer unterwegs, die in ihren Vorträgen einen Sondererlösungsweg für Israel verkünden, und damit die Christenheit ganz offensichtlich zur Akzeptanz eines kommenden jüdischen Weltstaates bewegen wollen. Dazu gehören z.B. Norbert Lieth, Arnold Fruchtenbaum, Arian von den Bijgaart, Malcolm Hedding. Dann gibt es aber auch das Gegenlager, das zwar die Verführung durch solche Judaisierer erkennt, jedoch keinen prophetischen Blick für eine zukünftige Erweckung im israelischen Volk hat. Denn durch diese Erweckung wird der Leib Gottes - die Gemeinde -  ganz zum Schluss auch mit dem gläubigen Überrest aus Israel vervollständigt. 


 2. Das Volk Gottes.

Was sagt nun die Bibel zur Frage nach dem Volk Gottes? Das Wort Gottes spricht in diesem Zusammenhang deutlich von Gläubigen:

"Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus. 27. Denn wie viele von euch in Christus getauft sind, die haben Christus angezogen. 28. Hier ist nicht Jude noch Grieche ... denn ihr seid alle einer in Christus Jesus" (Gal. 3,26-28)

Desgleichen auch:
"Denn Er ist unser Friede, der aus beiden
(Israeliten und Heiden) eines gemacht hat und den Zaun, der dazwischen war, abgebrochen hat..." (Eph. 2,14)

Jesus Christus spricht: 
"Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall
(nicht aus Israel); auch diese muß Ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden" (Joh.10,16)
 
Aus all dem ist ersichtlich, dass hier ein Volk der Gläubigen an Jesus Christus entsteht. Dies ist auch das Volk Gottes. Das derzeitige Israel kann aber als solches nicht bezeichnet werden, denn es hat Christus verstoßen:

"Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr Mich; denn Ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn Ich bin nicht von Mir Selber gekommen, sondern Er hat Mich gesandt. 44. Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und die Gelüste eures Vaters wollt ihr tun" (Joh.8,42;44)

Ebenfalls auch:
"denn Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien und ist ein Bild für das jetzige Jerusalem, das mit seinen Kindern in Knechtschaft ist. 26. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unser aller Mutter"  (Gal. 4,25-26)

So geschieht nun die Erwählung nicht mehr nach dem Fleisch, sprich nach der Nation, sondern nach dem Geist. Auch können beide Erwählungen nicht gleichzeitig bestehen, denn die Erwählung nach dem Fleisch war lediglich das Schattenbild der heutigen Erwählung nach dem Geist. Hiergegen wird oft eingewendet: Israel ist ein für alle Mal erwählt, und bleibt das Volk Gottes. Dabei stützt man sich gerne auf den Römerbrief. Aus diesen Gründen wollen wir nun betrachten, was er uns zu sagen hat:

"Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht;
29. sondern der ist ein Jude, der es inwendig verborgen ist, und Beschneidung ist die des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht" (Röm. 2,28-29)  

In diesem Sinne fährt Paulus auch fort:
"Aber nicht sage ich solches, als ob Gottes Wort darum aus sei. Denn es sind nicht alle Israeliter, die von Israel sind ... 8. Das ist: nicht sind das Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind; sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet" (Röm.9,6;8)  

Folgen wir weiter:
"Wie Er auch durch Hosea spricht: Ich will das mein Volk heißen, das nicht mein Volk war, und meine Geliebte, die nicht die Geliebte war. 26. ... An dem Ort, da zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, da werden sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden. 27. Jesaja aber ruft über Israel aus: Wenn die Zahl der Kinder Israel wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur ein Überrest gerettet werden" (Röm. 9,25-27)

Was entnehmen wir nun diesen Versen? Dass nicht das ganze Israel, sondern nur der Christus-gläubige Überrest hiervon Volk Gottes ist - nämlich Kinder der Verheißung. Wenn wir nun in Röm.11,1 lesen "So sage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne. Denn ich (Ap. Paulus) bin auch ein Israelit von der Nachkommenschaft Abrahams, aus dem Stamme Benjamin", so bezieht das sich eben auf den gläubigen Überrest, wofür Paulus ja selbst ein Zeugnis ist. Gott hat Israel also nicht völlig verstoßen wegen des in ihm befindlichen Überrestes. Die nachfolgenden Verse bestätigen es:
 
"Gott hat sein Volk nicht verstoßen, welches Er zuvor ersehen hat. Oder wißt ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er vor Gott auftritt wider Israel und spricht: 3. Herr, sie haben deine Propheten getötet und haben deine Altäre zerbrochen; und ich bin allein übriggeblieben, und sie stehen mir nach dem Leben? 4. Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? Ich habe mir übrigbleiben lassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal. 5. So ist also auch jetzt in dieser Zeit ein Rest übriggeblieben nach der Auswahl der Gnade" (Röm.11,2-5)

Somit gilt in der Gnadenzeit: In der Gesamtheit ist Israel nicht Gottes eigen, es ist nur der erwählte Rest. Daraus ergibt sich, dass Israel als Nation verstoßen ist, um als einzelne Christen von Gott wieder angenommen zu werden. Wie geschrieben steht:

"Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten?" (Röm.11,15)   

Im Weiteren folgt die Prophetie auf die zukünftige Erweckung Israels.

"... Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist 26. und so ganz Israel gerettet wird, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion der Erlöser, und er wird die Gottlosigkeit von Jakob abwenden. 27. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn Ich ihre Sünden wegnehmen werde. 28. Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen, nach der Auswahl aber Geliebte um der Väter willen. 29. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen" (Röm.11,25-29)

Die Charakterisierung "Feinde" bekräftigt noch einmal, dass sie die Gegner Christi und der Gläubigen sind. Auch machen die Worte "nach der Auswahl aber Geliebte um der Väter willen" und "Gottes Gaben und Berufung können Ihn nicht gereuen" die Israeliten/Juden noch nicht automatisch zum Volk Gottes, wie manche es behaupten. Sondern sie weisen auf die Treue Gottes in seiner Verheißung hin, Israel zu erwecken, wie wir es auch in den Versen 26 und 27 lesen. Dies erfüllt sich aber erst, wenn der Herr ihre Hartherzigkeit in der großen zukünftigen Drangsal brechen wird. Die Aussage im Vers 26 "und so ganz Israel gerettet wird" meint daher nicht eine zukünftige Errettung des ganzen fleischlichen Israels, sondern die schlussendliche Sammlung des gläubigen Überrestes aus diesem. Genauso wie Gott es in der Geschichte der Gnadenzeit mit allen Völkern getan hat. Denn wenn wir annähmen, dass in der Zukunft buchstäblich alle Hebräer errettet würden, so müssten wir diese Frage auch in Bezug auf die Errettung anderer Völker genauso deuten, wir lesen ja schließlich:

"Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich aller erbarme" (Röm.11,32)

Da wir aber wissen, dass bis zur zweiten Wiederkunft Christi aus der gesamten Menschheit nur ein geringer Überrest errettet werden wird, so wird Gott nach dieser Weise auch in Israel eine Auswahl vollziehen. Darum verkündigen entgegen der Behauptungen des Juden Fruchtenbaums und ähnlicher "christlich"-zionistischer Prediger auch die AT-Propheten keine zukünftige Aussicht einer durchweg gläubigen jüdischen Nation. So prophezeit z.B. Sacharja das kommende Geschehen über Jerusalem und Israel wie folgt:

"Und (es) soll geschehen im ganzen Lande, spricht der HERR, daß zwei Teile darin sollen ausgerottet werden und untergehen, und der dritte Teil soll darin übrigbleiben. 9. Und ich will den dritten Teil durchs Feuer führen und läutern (große Drangsal), wie man Silber läutert, und prüfen, wie man Gold prüft. Die werden dann meinen Namen anrufen, und ich will sie erhören. Ich will sagen: Es ist mein Volk; und sie werden sagen HERR, mein Gott!" (Sach. 13,8-9)

Wie man weiß, ergibt das "Läutern des Silbers bzw. des Goldes" Schlacke und Gestein, sprich Abfallprodukte. Dies ist ein Bild auf das israelische Volk in den Tagen der großen Drangsal, das uns verdeutlicht, dass eben nur ein Teil dieses Volkes Jesus Christus annehmen wird. So spricht auch das NT an keiner anderen Stelle von einem zukünftig ganz und gar gläubigen jüdischen Volk. Entsprechend vermittelt uns die Offenbarung des Johannes wiederum das Bild der Errettung lediglich eines Teils aus der Gesamtheit des Volkes zu dieser Zeit. So spricht Gott zu Johannes in Offb.11,1-2:

"...Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten.
2. Aber den Vorhof außerhalb des Tempels laß weg und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben, und die heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate"

Im übertragenen Sinne stellt hier "der Tempel Gottes und der Altar und die darin anbeten" den gläubigen Überrest dar. Der "Vorhof aber außerhalb des Tempels" versinnbildlicht dagegen das ungläubige Israel, das geistlich gesehen zu den Heiden gerechnet werden muss. Der weitere Textverlauf dieses Kapitels verdeutlicht, dass dieser "Tempel mit dem Vorhof" im übertragenen Sinne das ganze Volk Israel darstellt, weil das gesamte Kapitel 11 vom Geschehen in Israel spricht. Dort ist von den "zwei Zeugen" die Rede, die in Israel zu dieser Zeit um der Erweckung willen weissagen und dort auch anschließend umgebracht werden:

"Und ihre Leichname werden liegen auf der Gasse der großen Stadt, die da heißt geistlich "Sodom und Ägypten", da auch der HERR gekreuzigt ist" (Offb.11,8)

In ähnlicher Weise berichtet auch Offb.7,3-8 über die zukünftige Versiegelung von je 12 tausend der Knechte Gottes aus jedem israelischen Stamm, und somit wiederum von der Auserwählung nur einzelner.

Das Volk Gottes ist der Augapfel Gottes

Wenn wir also von dem heutigen ungläubigen Israel nicht mehr als vom Volk Gottes, sondern als vom "Volk des alten Bundes" sprechen, so ist es heute auch nicht der Augapfel Gottes, wie manche behaupten. Das lässt sich wiederum aus den Versen selbst erkennen, in denen die Redewendung "Augapfel Gottes" gebraucht wird:

"Hui, Zion, die du wohnest bei der Tochter Babel, entrinne! 12. Denn so spricht der Herr Zebaoth: Er hat Mich gesandt nach Ehre zu den Heiden, die euch beraubt haben; denn wer euch antastet, der tastet Seinen Augapfel an" (Sach.2,11-12)

Einerseits ist es eine bereits im AT erfüllte Prophetie über den Auszug des israelischen Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft. Andererseits offenbaren diese Verse erneut das Bild der zukünftigen Errettung des israelischen Überrestes - Zions -, der aus der Mitte des Weltjudentums - der "Tochter Babel", sprich der Hure Babylon - entrinnen soll. Übereinstimmend hiermit redet prophetisch auch die Offenbarung des Johannes:

"... Gehet aus von ihr (der Hure Babylon), Mein Volk, damit ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!" (Offb.18,4)

Wenn wir nun den Propheten Sacharja weiter lesen, so erschließt sich umso mehr, dass der Augapfel Gottes das geistliche Jerusalem verkörpert und nicht das Fleischliche: 

"Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! denn siehe, Ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr. 15. Und sollen zu der Zeit viel Heiden zum Herrn getan werden und sollen Mein Volk sein; und Ich will bei dir
(Jerusalem) wohnen..." (Sach.2,14-15)

Gerade das Hinzutun der vielen Heiden zum Herrn verdeutlicht um welches Jerusalem es sich handelt - um das Geistliche aus den Gläubigen aller Völker. An dieser Stelle weisen nun manche auf die leidvolle jüdische Geschichte, sowie auf das Erhaltenbleiben dieses Volkes hin, und meinen darin das Bewahren des Augapfels Gottes gefunden zu haben. Doch diese Irrtümliche Sicht steht der Wahrheit Gottes entgegen. Denn Gott zerstreute die Juden ja gerade aufgrund des überfüllten Maßes des Ungehorsams und der Verwerfung Seines Sohnes. Daher übergab Er auch den "Weingarten" - den Dienst zu Seiner Verherrlichung - anderen, denen, die an Seinen Sohn glauben. Wenn die Israeliten als Volk nicht untergegangen sind, so hat es nichts mit dem Bewahren des Augapfels Gottes gemein, sondern stellt lediglich das Erhalten desselben dar, um den Überrest aus diesem gemäß dem Plan Gottes zu erretten. Darum sagt Jesus: 

"Wahrlich, Ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist" (Matth.24,34) 

Der Ausdruck "Augapfel Gottes" wird somit in der Gnadenzeit auf die Gläubigen übertragen, wie geschrieben steht:

"Wer aber einem dieser Geringen, die an Mich glauben, zum Anstoß wird, dem wäre besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde in der Tiefe des Meeres. 10. Sehet zu, dass ihr nicht eines von diesen Kleinen verachtet. Denn Ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht Meines Vaters im Himmel" (Matth.18,6;10)

"Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 17. Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, - der seid ihr" (1.Kor.3,16-17)
 
Solche sind also der Augapfel Gottes. Ist denn jemand, der einen Juden tötet oder bedrängt - weil er ein Jude ist - mehr schuld, als jemand der einen Russen tötet, weil er ein Russe ist oder einen Deutschen, weil er ein Deutscher ist? Da ist kein Unterschied - bei Gott gibt es kein Ansehen der Person! Derjenige aber, der einen Gläubigen tötet oder bedrängt - weil er gläubig ist - ist unvergleichbar mehr schuld, denn er hasst Gott und alles Heilige.  

 

 3. Dem Volk Gottes gehören die Verheißungen. Wer es segnet, der wird gesegnet, wer es flucht, der wird verflucht.


Mit diesen Verheißungen begegnete Gott zunächst Abraham, und schloss mit ihm folgenden Bund:

"Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und sollst ein Segen sein. 3. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden" (1.Mo 12,2-3)

Denselben Bund erneuerte Gott auch mit seinem Sohn Isaak und schließlich seinem Enkel Jakob. So sprach Gott zu Jakob:

"Und dein Same soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Abend, Morgen, Mitternacht und Mittag; und durch dich und deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden" (1.Mo 28,14)

Unter dem Begriff "Samen" wird der Nachkomme oder auch die Nachkommen Abrahams verstanden, welchen die Verheißungen dieses Bundes gehören. Wie höher schon gesehen, bezieht es das in Kraft getretene NT geistlich ganz klar auf Christus und seine Nachfolger. So lesen wir z.B. auch:

"So erkennet ihr ja, daß, die des Glaubens sind, das sind Abrahams Kinder. 8. Die Schrift aber hat es zuvor gesehen, daß Gott die Heiden durch den Glauben gerecht macht; darum verkündigte sie dem Abraham: "In dir sollen alle Heiden gesegnet werden." 9. Also werden nun, die des Glaubens sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham" (Gal.3,7-9)  

"Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same und nach der Verheißung Erben" (Gal.3,29)

Doch das "christlich"-zionistische Lager bezieht diese abrahamitischen Verheißungen auch auf das Israel nach dem Fleisch. Kann dies der biblischen Wahrheit entsprechen? Und können etwa die geistlichen als auch die fleischlichen Nachkommen dieselbe Verheißung gleichzeitig besitzen? So wird in diesem Zusammenhang seitens der "Israel-Freunde" oft behauptet, Gott habe einen ewigen Bund mit Israel. Ist es so? Betrachten wir die hierfür wesentlichen Bündnisse des AT: Den Bund mit Abraham, die Bündnisse mit Israel und den Bund mit David, sowie deren Verheißungen genauer.

Der abrahamitische Bund 

Der Bund mit Abraham ist ewig gegeben (siehe 1.Mo.17,7-8). Wie aber aus den höheren AT- und NT-Aussagen klar hervorgeht, ist dieser Bund von Gott von vornherein als ein Bund mit allen Völkern, und nicht bloß mit Israel, eingeführt worden (Röm.4,17-18). Israel wurde lediglich zum ersten Teilhaber der irdischen Verheißungen dieses Bundes, z.B. des Landbesitzes, je nach seinem Gehorsam. Denn Gottes Absicht war es erst mit der Ankunft des "Samens", sprich des Christus, die ganze Fülle der abrahamitischen Verheißungen, also auch der geistlichen, sowohl Israel als auch den übrigen Völkern zu teil werden zu lassen. Somit floss der Bund mit Abraham nahtlos in den Neuen Bund mit Christus über. Das heißt aber auch, dass der abrahamitische Bund und seine Verheißungen mitnichten bedingungslos und ewig auf das fleischliche Israel übertragen werden können. Denn die Erscheinung des Sohnes Gottes in Israel hat ja klargestellt, wer wirklich zum "Samen", sprich zu den wahren Nachkommen und Erben dieser Verheißungen, gerechnet werden darf. Wenn nun die "christlichen" Israel-Sympathisanten dennoch das Wort "Same" neben der unanfechtbaren Deutung auf Jesus Christus und seine Nachfolger heute auch auf die Nation Israel beziehen, so irren sie sich. Denn die fleischlichen Nachkommen - aber auch nur die Gehorsamen unter ihnen - durften lediglich im AT allein so bezeichnet werden (z.B. 2.Chr.20,7-8), als Christus, noch nicht geoffenbart war, weil Er dem Fleische nach von ihnen abstammt. Demzufolge kann weder dieser Bund noch seine Verheißungen dem an Christus nicht glaubenden israelischen Volk gelten.

Aus diesem Grunde können auch die Worte Gottes zu Abraham: "...Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen..." heute nicht mehr auf Israel bezogen werden, wie es die genannten Judaisierer tun, um die Nation Israels einmal mehr über die anderen Völker zu erheben. Auch diese Verheißung wird, wie es der Gesamtzusammenhang aus dem NT erkennen lässt, den Gläubigen an Jesus Christus zugesprochen. 

Der mosaische Bund 

Kommen wir als nächstes zu dem unmittelbaren Bund mit dem Volk Israel, dem mosaischen Bund. Gott schloss ihn durch Mose mit den Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten am Berge Sinai (2.Mo.19,5), und dann eine Generation später nochmal auf den Feldern Moabs (5.Mo.28,69). Der Zweck dieses Bundes und seiner rein irdischen Verheißungen war das Bewahren dieses Volkes vor sittlichem Verderben bis zur Erscheinung des "Samens". Es ist also ein zeitlich begrenzter und bis auf Christus eingeschobener Bund:

"Was soll denn das Gesetz (Mosaischer Bund)? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Same käme, dem die Verheißung geschehen ist, und ist gestellt von den Engeln durch die Hand des Mittlers" (Gal.3,19) 

"Ehe denn aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben, der da sollte offenbart werden. 24. Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum, daß wir durch den Glauben gerecht würden. 25. Nun aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister" (Gal.3,23-25)

Darum ist der mosaische Bund, im Gegenteil zum abrahamitischen, widerrufbar und wurde mit Bedingungen ausgesprochen. Denn Gott versicherte ja Abraham und seinen Nachkommen, dass sein Bund mit ihnen ewig bestehen wird. So handelte Gott im abrahamitischen Bund, weil Er von Ewigkeit her wusste, dass sich einst durch den Glauben an Jesus Christus viele Ihm gehorsame Menschen finden lassen würden. Doch dies konnte Gott keinesfalls im mosaischen Bund versprechen. Denn der Bund Mose hatte ja anders als der abrahamitische, sowie auch der Neue Bund, nicht einzelne Auserwählte zum Ziel, sondern er schloss den Gehorsam der ganzen Nation mit ein. Gott wusste aber wiederum von Anfang an, dass es kein Volk auf der Erde geben würde, das in seiner Mehrheit beständig auf Ihn hören würde. Darum konnte Gott auch kein ewiges Bestehen des mosaischen Bundes versprechen. So wurden die dem Volk Israel gleich zu Beginn im Bund mit Abraham gegebenen irdischen Verheißungen durch den mosaischen Bund unter Bedingungen gestellt, so dass Israel bei Ungehorsam den irdischen Segen und schließlich auch das verheißene Land verlieren würde (5.Mo. Kap. 28-30). So kam es dann auch als Israel diesen Bund wiederholt brach und in ihm schließlich nicht geblieben ist:

 "Denn er (Gott) tadelt sie und sagt: "Siehe, es kommen die Tage, spricht der HERR, daß ich über das Haus Israel und über das Haus Juda ein neues Testament machen will; 9. nicht nach dem Testament, das ich gemacht habe mit ihren Vätern an dem Tage, da ich ihre Hand ergriff, sie auszuführen aus Ägyptenland. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Testament, so habe ich ihrer auch nicht wollen achten, spricht der HERR" (Hebr.8,8-9)   

Somit kann Israel auch den mosaischen Bund samt seinen Verheißungen aus zwei Gründen heute nicht mehr für sich beanspruchen. Erstens, weil die Israeliten als Volk diesen Bund verlassen haben. Und zweitens, weil Gott den Abfall Israels seit je her voraussah und darum das Ablösen dieses Bundes durch den Neuen Bund einplante, wie geschrieben steht:

"Indem er (Gott) sagt: "Ein neues", macht er das erste alt. Was aber alt und überjahrt ist, das ist nahe bei seinem Ende" (Heb.8,13) 

Auch: "Denn damit wird das vorige Gebot (mosaischer Bund) aufgehoben, darum daß es zu schwach und nicht nütze war 19. denn das Gesetz konnte nichts vollkommen machen, und (es) wird eingeführt eine bessere Hoffnung (Neuer Bund), durch welche wir zu Gott nahen" (Heb. 7,18-19)

Wenn nun der Bund Mose, wie höher gesagt, nur eine Zeit der Vorbereitung auf Christus darstellt, und wir in Christus die Fülle der Gottheit leibhaftig sowie vollkommene himmlische Güter haben (Kol.2,9 u. Eph.1,3), so kann sich niemand, auch Israel nicht, durch alte irdische Satzungen und den Dienst in der alttestamentlichen Hütte gemäß Mose rechtfertigen. Die Rechtfertigung erfolgt aus Glauben und Gehorsam gegenüber dem Sohn Gottes.

Der Bund mit David

Gott machte ähnlich wie mit Abraham auch mit David einen ewigen Bund. In 2.Sam.7,10-16 und 1.Chr.17,9-14 lesen wir, dass Gott ihm ein ewiges Haus, Königreich und Thron verheißen hat, die wiederum durch seinen "Samen", also einen seiner Nachkommen, erlangt werden. Dabei versprach Gott auch seinem Volk Ruhe von allen Feinden. Rückblickend aus heutiger Zeit wissen wir, dass diese Prophetie ihre vorläufige Erfüllung durch Salomo fand, den Sohn Davids. Tatsächlich trat zu der Zeit auch eine längere Ruheperiode für das Volk Israel ein. Jedoch zielt dieses prophetische Wort vielmehr auf eine ewige Herrschaft eines Nachfahren Davids. Es ist ohne Zweifel der dem Fleische nach von David abstammende Messias Israels, Jesus Christus (Lk.3,23-31), der seinem Volk - allen an Ihn Gläubigen - ewige Ruhe gibt. So erfüllt sich vollkommen das Versprechen Gottes von dem ewigen Haus, sprich der ewigen Dynastie Davids, durch Jesus Christus und seine Nachfolger. Auf diese Weise erfüllt sich auch das Wort von dem ewigen Thron und Königreich, die der Herr Jesus im Himmel bereits innehat, und die Er später auch auf der Erde aufrichten wird. Kurzum: Der Bund mit David mündet genauso restlos wie der abrahamitische in den Neuen Bund mit Jesus Christus, wie es Maria vor der Geburt Jesu auch offenbart wurde:

"Und siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Jesus geben. 32. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; 33. und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein" (Lk.1,31-33)

Doch das scheint für die heutigen pro-israelischen Prediger nicht zu gelten. Sie entwickeln stattdessen Gedanken von einem dem NT parallelen Bund mit David, der nur mit den Juden/Israeliten geschlossen sein soll. Und wie schon im Fall des abrahamitischen Bundes, in dem sie ebenso parallel zur Verheißung für alle Völker eine ewige Verheißung rein für die Nation Israel entdeckt haben wollen, fehlt dafür im NT jede Spur. Darum kommen sie, wenn sie es durch Bibelstellen belegen wollen, so gut wie nie aus dem AT heraus. Da jedoch die gesamte Heilige Schrift in sich selbst schlüssig ist, wollen wir uns ihre Zitate samt ihren Deutungen dazu einmal näher anschauen: 

Die Bibelstellen 2.Sam.23,4 und Ps.89,21-38 werden z.B. so gedeutet, als würde David eine Art Nebenkönig neben Christus in der Zukunft darstellen. Er soll dann, so z.B. Fruchtenbaum, der Anführer der israelischen Nation sein, die neben den Gläubigen aus allen Völkern ewig bestehen soll. Das ist jedoch an den Haaren herbeigezogen und hält dem biblischen Wort nicht stand. Denn erstens, wie höher aus der Rede Gottes zu David in 2.Sam.7,10-16 und 1.Chr.17,9-14 hervorgeht, werden Haus, Thron und Reich nicht durch David selbst, sondern durch seinen Nachkommen, den "Samen", ewig fortgeführt. Nur so ist der Bund mit David in 2.Sam.23,4 auch gemeint. Und zweitens, auch wenn die pro-israelischen Prediger manches prophetische Wort wie z.B. Ps.89,21-38 heranziehen, das so klingt, als gelte es David persönlich, so wird dennoch in der Person Davids nicht er selbst, sondern Christus versinnbildlicht. Das zeigt selbst der eben zitierte Psalm, wenn er Folgendes über David sagt:

"Er wird zu mir (zu Gott) rufen: Du bist mein Vater, mein Gott und der Fels meines Heils. 27. Und ich will ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten der Könige auf Erden" (Ps.89,26-27)

Diese Worte beziehen sich prophetisch darum nicht auf David, sondern auf Jesus Christus, weil nur Christus im NT als Erstling/Erstgeborener bezeichnet wird, und weil auch nur einer Erstgeborener sein kann. Des Weiteren hatte David Gott nie als "seinen Vater" angerufen, Jesus tat es aber permanent. Somit ist in diesem Psalm unter "David" Christus zu verstehen. In diesem Sinne sprechen diesbezüglich auch andere prophetische Stellen, wie z.B.:

"Sondern sie (gemeint ist der gläubige Überrest Israels) werden dem HERRN, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will" (Jer.30,9)

Laut Fruchtenbaum ist wiederum David persönlich gemeint. Einfach unfassbar wie dieses prophetische Wort so blind gelesen werden kann. Denn erstens, stehen hier "David" und Gott auf einer Stufe und empfangen Dienst von Menschen, was, prophetisch gesehen, vollkommen ausschließt, dass darunter David selbst zu verstehen ist. Schließlich werden die Gläubigen der Zukunft Gott allein dienen. Und zweitens, wird "David" für diese Menschen erweckt, was zweifelsfrei nur auf den auferstandenen Herrn Jesus übertragen werden kann. Richtig gedeutet, dienen diese Menschen also Gott und Jesus Christus. Die Fehldeutung Fruchtenbaums wird auch an weiterer ähnlicher Stelle offenbar:

"Ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David; der soll sie weiden, und der soll ihr Hirte sein. 24. Und ich, der HERR, will ihr Gott sein, und mein Knecht David soll Fürst sein mitten unter ihnen; ich, der HERR, habe es gesagt!" (Hes. 34,23-24)

Die Anspielung auf den "Hirten und seine Schafe", wie es uns als Bild auf Christus und die Seinen aus dem NT bekannt ist, verdeutlicht auch hier, dass mit "David" prophetisch der Herr Jesus Christus gemeint ist. Genauso auch im nächsten Zitat:

"Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne König bleiben und ohne Fürsten, auch ohne Opfer, ohne Bildsäule, ohne priesterliches Schulterkleid und ohne Hausgötzen. 5. Darnach werden die Kinder Israel umkehren und den HERRN, ihren Gott, und David, ihren König, suchen und werden sich bebend zu dem HERRN und zu seiner Güte flüchten am Ende der Tage" (Hos.3,4-5)

Hier wird das Sinnbild Jesu Christi in der Person Davids auch dadurch prophetisch bestätigt, dass es bei den Juden/Israeliten in der allerletzten Endzeit nach über 2000-jähriger geistlicher Verödung noch eine Erweckung geben wird. Der dabei zum Glauben kommende Überrest innerhalb des Volkes wird sicherlich nicht David persönlich suchen, sondern den Messias Jesus Christus. Die nächsten prophetischen Stellen machen umso mehr deutlich, dass der Bund mit David nur durch die zukünftige Herrschaft seines "Samens", und nicht durch seine eigene, erfüllt werden soll:

 "Und es wird ein Sproß aus dem Stumpfe Isais (Vorfahre Davids) hervorgehen und ein Schoß aus seinen Wurzeln hervorbrechen; 2. auf demselben wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. 3. Und sein Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN; er wird nicht nach dem Augenschein richten, noch nach dem Hörensagen strafen, 4. sondern er wird die Armen mit Gerechtigkeit richten und den Elenden im Lande ein unparteiisches Urteil sprechen; er wird die Welt mit dem Stabe seines Mundes schlagen und den Gottlosen mit dem Odem seiner Lippen töten" (Jes.11,1-4) 

"Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da ich dem David einen rechtschaffenen Sproß erwecken werde; der wird als König regieren und weislich handeln und wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden" (Jer.23,5)

Der Bund mit David kann also genauso wenig ein ewiger Bund mit der Nation Israel sein, denn er geht vollständig in dem Neuen Bund mit Jesus Christus auf.

Alle Verheißungen erfüllen sich für alle nur in Christus:

Aus alledem folgt somit, dass auch Israel, wie höher betrachtet, alle Verheißungen nur in der Bekehrung zu Christus hat:

"Und wir verkündigen euch das Evangelium, daß Gott die den Vätern (Israel) zuteil gewordene Verheißung an uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem Er Jesus erweckte" (Apg.13,32), (siehe auch Röm. 11,27; Apg. 26,6-9).

Das betrifft sowohl die geistlich-himmlischen Verheißungen, die seit der Gnadenzeit gegeben sind: "Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben" (Joh.6,47); (so auch in Hebr.12,18;22-24), als auch die irdischen, die sich erst nach der Wiederkunft im 1000-jährigen Reich und danach auch auf der neuen Erde erfüllen, und zu welchen auch das Abraham und seinen Nachkommen für ewig versprochene Land zählt (1.Mo.17,8). Über diese lesen wir z.B. in Offb. 5,9-10:

""...Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist erwürget und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zunge und Volk und Heiden 10. und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden".

So auch mit den Worten Jesu: "Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen" (Mt.5,5).

Demzufolge werden all diese Verheißungen den Menschen im Glauben an Jesus Christus unabhängig von ihrer Volkszugehörigkeit zu teil. Somit irren sich wiederrum die "christlich"-zionistischen Prediger, wenn sie vom "ewigen Landbund" mit Israel reden und irdische Verheißungen allein Israel zusprechen, auch wenn sie sich darin durch den derzeitigen israelischen Staat bestätigt fühlen. Weil man sich also auf diesen wiederaufgebauten Staat beruft, wollen wir diesen im Folgenden aus der höher gewonnen Sicht beurteilen, dass heute auch den Israeliten kein anderer Bund und keine anderen Verheißungen gegeben sind, als nur diejenigen durch den Glauben an Jesus Christus. Dazu wollen wir ebenso die Aussagen der Propheten des AT hinzuziehen, auf die sich die genannten Prediger in ihrer Gegenargumentation so oft und ausgiebig beziehen.  


 4. Was stellt das jetzige Israel dar?

Das Pro-Israel-Lager der Christenheit behauptet also, dass die heutige Wiederentstehung des israelischen Staates die Erfüllung der Verheißung Gottes sei, die Israeliten in das gelobte Land zurückzuführen. Doch warum sollte Gott es tun? Und auf Grundlage welchen Bundes und welcher Verheißungen sollte Er es tun? Aus dem Bund Mose - dem Bund, der Israel den Landbesitz bei Gehorsam garantierte - ist Israel als Volk herausgefallen. Die Bünde mit Abraham und David haben ihre Geltung nur in Verbindung mit dem Glauben an Jesus Christus. Aus dieser Sicht ist es somit ausgeschlossen. Und selbst wenn wir hypothetisch annehmen würden, dass der Bund Mose durch Christus nicht abgelöst sei und weiterhin bestehe, so müsste das Volk Israel die Bedingung der kollektiven Buße und Bekehrung erfüllen, damit die Verheißung der Landrückgabe ihnen zu teil werden könnte. Denn an diese Bedingung war ja die Rückgabe des Landes im mosaischen Bund gebunden: 

"Wenn nun über dich kommt dies alles, es sei der Segen oder der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du in dein Herz gehst, wo du unter den Heiden bist, dahin dich der Herr, dein Gott, verstoßen hat, 2. und bekehrst dich zu dem Herrn, deinem Gott, daß du Seiner Stimme gehorchest..." 3. so wird der Herr, dein Gott, dein Gefängnis wenden und Sich deiner erbarmen und wird dich wieder versammeln aus allen Völkern..." (5.Mo 30,1-3)

So geschah z.B. die damalige Wiederkehr Israels aus der babylonischen Gefangenschaft aufgrund der Buße, siehe Nehem. 1,1-11. Wenn wir also bedenken, dass die Verheißungen Gottes immer an Bedingungen geknüpft sind - sei es die neutestamentlich-himmlische Verheißung: "Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer... nicht.., der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm" (Joh. 3,36), oder die alttestamentlich-irdischen Verheißungen an Israel (3.Mo.26,14-43; 5.Mo.11,26-32; 5.Mo. 28) - so stellt sich die Frage: Welche Bedingung hat das derzeitige Israel erfüllt, um eine Verheißung zu empfangen? Keine. Somit kann es sich bei dem heutigen Israel auch aus dieser Sicht nicht um das gelobte und verheißene Land handeln.

Irrtümlich ist daher auch die Sicht der Dispensationalisten, zwar nicht was allgemein die Lehre der Haushaltungen, sprich der Zeitalter des verschiedenen Handelns Gottes betrifft - so z.B. erst die Gnadenzeit, dann das 1000-jährige Reich - wohl aber was den Sonderweg Israels betrifft. Nämlich, dass der Weg des Heils für Israel getrennt von dem der Gemeinde gedacht wird, indem den Juden/Israeliten neben der geistlichen Verheißung in Christus auch noch die Verheißung der Landrückgabe zugebilligt wird. Denn erstens, entspringt für Israel, wie betrachtet, keinerlei Anspruch auf das Land. Und zweitens, erfüllen sich irdische Verheißungen, wie schon gesagt, ohnehin erst mit der Wiederkunft Jesu, und auch nur an den Gläubigen. Auch kann es ein gleichzeitiges Verlaufen beider Verheißungen, der himmlischen und der irdischen, nicht geben, da es unweigerlich zur Verführung und Verwirrung im Volk Gottes führen würde. Darum führt dieser "Sondererlösungsweg" mit Anspruch auf das Land, wie es den "christlich"-zionistischen Predigern für Israel vorschwebt, vorbei an Christus in eine globale endzeitlich-antichristliche Verführung.

Was stellt also der heutige Staat Israel dar? Der derzeitige Wiederaufbau dieses Staates, wenn auch nicht als gelobtes oder verheißenes Land, ist klar durch die Heilige Schrift vorhergesagt. So sagt der Herr Jesus:

"An dem Feigenbaum lernet das Gleichnis: wenn seine Zweige schon weich werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist"  (Matth.24,32)

Der "Feigenbaum" steht bekanntermaßen symbolisch für Israel. Der Blätter sprießende fruchtlose Feigenbaum ist aber nur das sich sammelnde fleischliche und noch immer Christus-feindliche Israel. Die treibenden Blätter symbolisieren darum bloß die fleischliche Wiederherstellung. Das Hervorkommen der Frucht wird erst durch die Drangsal geschehen. Geistlich gesehen ist dieses Israel daher das zweite Ägypten - der Schmelzofen, um den göttlichen Überrest heraus zu schmelzen; der antichristliche Staat, von dem aus der Antichrist einst herrschen wird. Denn Mose sagt prophetisch, dass die Zerstreuung des verstockten israelischen Volkes wiederum in ägyptischer Gefangenschaft enden wird: 

"Und der Herr wird dich mit Schiffen voll wieder nach Ägypten führen... Und ihr werdet daselbst euren Feinden zu Knechten und Mägden verkauft werden, und wird kein Käufer da sein" (5.Mo 28,68)

So ist der prophetische Zusammenhang zwischen dem alten Ägypten und dem heutigen Israel unübersehbar. Wie Mose und Aaron damals das Reich des Pharao mit allerlei Plagen schlugen und die Flüsse in Blut verwandelten, um das israelische Volk heraus zu führen (2.Mo. 7,21; 9,10), so werden es auch die zwei Propheten in der letzten Zeit in Israel vollbringen, um den gläubigen Rest der Israeliten geistlich zu befreien und heraus zu führen:

"Diese
(die zwei Propheten) haben Macht, den Himmel zu verschließen, daß es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und haben Macht über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit allerlei Plagen, sooft sie wollen" (Offenb.11,6)
 
Daher wird auch die Stadt Jerusalem, wo sie wirken und anschließend getötet werden, geistlich Sodom und Ägypten genannt:

"Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier ... sie töten." 8. Und ihre Leichname werden liegen auf der Straße der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten, wo auch unser Herr gekreuzigt wurde"  (Offenb.11,7-8)

Was ist also das derzeitige Israel?

Es ist allgemein bekannt, dass Israel durch das Wirken der Zionisten, wie z.B. Ben Gurion, Theodor Herzl, und insbesondere ihren weitaus mächtigeren aber geheimen Schirmherren - den Rothschilds, sowie anderen jüdischen Klans, gegründet wurde. Dieses Bestreben der jüdisch-zionistischen Weltelite hängt mit ihren Plänen zum Bau eines Weltstaates zusammen. Denn die Bibel spricht ja von einer Art zukünftigem Weltreich - dem "Tier", wie soeben zitiert, dem alle Nationen untertan sein werden (Offb.13,7). Wenn also alle Nationen der jüdisch-zionistischen Weltelite unterworfen sein werden, dann tritt anstelle des derzeit geheimen Machtkampfes dieses Weltstaates, dessen offene Herrschaft aus Israel. So erfüllt sich die Prophetie der Offenbarung über die Aufrichtung des globalen antichristlichen Reiches. Der heutige nationale Staat Israel ist also nur der Anfang. In der Vollendung ist es aber das "Tier aus dem Meer" nach Offenbarung 13, und das "Schreckliche Tier", wie es Daniel geoffenbart wurde (Dan.7,7-23). Das "Tier" kommt aus dem "Meer", weil ja die Juden-Zionisten mit dem Bau des Weltstaates erst unter den Völkern - geistlich "im Völkermeer" - angefangen haben. Nicht umsonst hören wir in der Politik und den Medien unablässig den Ruf nach einem "gemeinsamen Europa", einer "neuen und einheitlichen Weltordnung" usw. Wenn nun der Weltstaat im "Meer" ausgereift ist, kommt er auf die "Erde" - geographisches Israel - wie in Offb.13,1 geschrieben steht. Somit ist Israel, nicht im Sinne eines Nationalstaates, sondern des letzten Weltimperiums, das "Tier aus dem Meer". Seine Entstehung ist daher keineswegs die erfüllte Verheißung des gelobten Landes, sondern das Ergebnis einer Verschwörung und das endzeitliche Ausreifen des Bösen, welches Gott zulässt, um die Heiligen von den Unheiligen zu trennen.

Dies ist auch dadurch ersichtlich, dass das Tier aus dem Meer eine tödliche Wunde hatte und heil geworden ist: "...das erste Tier, dessen tödliche Wunde heil geworden war" (Offb.13,12). Wer kann es außer Israel sein? Israel wurde 70 n.Chr. von den Römern vernichtend geschlagen mit anschließender Zerstreuung des Volkes in alle Welt. Bereits Anfang des 2 Jh. war das Land kaum mehr bewohnt. Der israelische Staat hat aufgehört zu existieren, bis er nach über 1800 Jahren aus der Asche der Vergangenheit wiedererstanden ist, sprich heil wurde, was der Beschreibung des Tieres vollkommen entspricht. Schließlich sind seine heutigen Bewohner, abgesehen von der unbedeutenden Minderheit der "messianischen Juden", nach wie vor ablehnend bis feindselig gegenüber ihrem Messias geblieben. Darum steht auch an weiterer Stelle geschrieben:

"Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist nicht und wird wiederkommen aus dem Abgrund und wird fahren in die Verdammnis..." (Offb,17,8)

Denn als Johannes, der Apostel, um die Wende ins 2 Jh. die Offenbarung empfängt, existiert der israelische Staat nicht mehr - mit den Worten der Schrift ausgedrückt: "...und (es) ist nicht...". Israel deckt sich mit dem prophetischen Bild des "Tieres" aber auch deswegen, weil es in der Vergangenheit bereits ein Imperium gewesen ist. Nämlich z.Z. Davids und Salomos. So verwundert es nicht, dass in der die heutige Politik immer mehr beherrschenden jüdischen Freimaurerei beständig die Rede vom Wiederaufbau des salomonischen Tempels zu hören ist. Denn er stellt eine Art Muster dar für den Bau des "Welttempels der Humanität", wie die Freimaurer es nennen, sprich des kommenden Weltstaates. Wenn Israel nicht das Tier sein soll, dann möge mir doch jemand zu diesem biblischen Bild ein passenderes Imperium vorstellen! Da höre ich schon viele im Chor sprechen: "Römisches Reich". Welch eine Fehldeutung! Denn erstens, kann es das Römische Reich nicht sein, weil es gerade seine Blütezeit hat, als Johannes die Offenbarung empfängt. Von dem Tier steht aber geschrieben, dass es zu dieser Zeit nicht da ist. Zweitens, hat Rom keine derart "tödliche Wunde" wie Israel erlitten. Weder wurde Rom samt seiner Hauptstadt dem Erdboden gleichgemacht, noch wurden die Römer danach zerstreut, so dass ihr Land quasi unbewohnt würde. Es zerfiel lediglich im 4.Jh. in zwei Hälften, in einen Ost-, und einen Westteil. Später ist der Ostteil friedlich in das nächste Imperium, die Byzanz, übergegangen, und der westliche Teil zerfiel im 5.Jh. weiter in einzelne neue Staaten, wobei die Stadt Rom auch danach eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Politik gespielt hat. Und schließlich drittens, ist es heute kein offenkundiger Wiederaufbau des Römischen Imperiums, wie es bei Israel der Fall ist, erkennbar. 

Im Weiteren verraten uns auch die 7 Häupter des Tieres, dass mit diesem "Tier" das Weltimperium Israel dargestellt wird:

"Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt, und sind sieben Könige" (Offb.17,9)

Hingegen der gängigen, aber prophetisch völlig unseriösen Deutung, als seien diese Häupter sieben physische Hügel, auf welchen Rom liegt, sind es biblische Imperien auf einer Zeitachse. Denn wenn in Offb.17,10 geschrieben steht, dass einige von ihnen schon gefallen sind, andere aber noch kommen werden, kann es sich ja keineswegs um tatsächliche Hügel handeln. Denn diese Häupter sind ja auch "Könige", was wiederum auf sie als auf Imperien hindeutet. Ebenso werden Reiche oder Imperien in der Bibel prophetisch grundsätzlich mit "Bergen" umschrieben:

"Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion" (Ps.2,6)

Damit weist Gott bekanntermaßen auf seinen Sohn, Jesus Christus, in seinem himmlischen Reiche, sprich seinem "heiligem Berg", hin. Wenn also die Häupter des Tieres biblisch-geschichtliche Imperien dieser Welt auf der Zeitachse sind, so stellt sich die Frage: Welche?

Hier die Antwort:

Das erste biblische Imperium:  Ägypten
Das zweite: Israel unter Salomo
Das dritte: Assyrisches Reich
Das vierte: Babylonisches/medo-persisches Reich
Das fünfte: Griechisches Reich
Das sechste: Römisches Reich
Das siebente: Byzantinisches Reich
Das achte: Israel (jüdisch-zionistisches Weltimperium)

Diese Deutung wird durch die Heilige Schrift selbst bestätigt. Denn wenn geschrieben steht, dass 5 von diesen 7 "Königen" schon gefallen sind, und der sechste gerade herrscht, so entspricht der sechste "König" dem Römischen Reich, weil z. Z. des Empfangens der Offenbarung durch Johannes das Römische Reich seine Blütezeit hatte:

"Fünf sind gefallen, und einer ist, und der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muß er eine kleine Zeit bleiben. 11 Und das Tier, das gewesen und ist nicht, das ist der achte und ist von den sieben und fährt in die Verdammnis" (Offb.17,10-11)  

Demnach ist der siebente "König" das nach Rom folgende christlich-byzantinische Reich, das tatsächlich nicht lange als Imperium existiert hat. Etwa vom 5. bis 6. Jh. prägte sich die Byzanz rund ums Mittelmeer zum Imperium aus, aber bereits im 8. Jh. ist sie auf die Größe eines Nationalstaates geschrumpft. Der danach kommende achte "König", also das Tier selbst, ist gleichzeitig die Wiederherstellung eines von den sieben vor ihm gewesenen Häuptern-Reichen - sprich Israels, aber diesmal als eines globalen Weltimperiums. Darum steht geschrieben:

"Und ich sah seiner (des Tieres) Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres" (Offb.13,3)

Auch wenn zwischen dem 7-ten und dem 8-ten "König" eine längere imperienlose Zeit einzelner Nationalstaaten vorliegt - der achte ist erst im 20. Jh. an dem Aufkommen Israels und einer zunehmend globalisierten Welt allmählich erkennbar -, macht es das prophetische Wort nicht zunichte. So sind ja auch zwischen dem 1-ten und dem 2-ten "König", also zwischen Ägypten und Israel unter Salomo, viele Jahrhunderte ab dem Auszug Israels aus Ägypten z.Z. Mose bis zum davidischen und anschließend salomonischen Großreich Israel vergangen. 

An dieser Stelle wendet das "christlich"-zionistische Lager oft ein, Israel könne nicht das "Tier" sein, denn es ist von Gott gegründet. Doch, obgleich es von Gott gegründet wurde, diente es ja z.B. besonders unter Salomo mit seinen unzähligen Götzentempeln, die Salomo seinen ausländischen Frauen gebaut hat, auch dem Teufel. Mit dem Kommen des NT ist Israel grundsätzlich in die Feindesstellung gegenüber Gott gerückt (Röm.11,28). In dieser Feindesstellung - in der Verschwörung gegen Gott und Mensch - bleibt Israel auch bis zum Ende hin, denn nur die große zukünftige Drangsal vermag die Hartherzigkeit wenigstens eines Überrestes in ihm zu brechen:

"Welche (die Juden/Israeliten) auch den HERRN Jesus getötet haben und ihre eigenen Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen zuwider, wehren uns, zu predigen den Heiden, damit sie selig würden, auf daß sie ihre Sünden erfüllen allewege; denn der Zorn ist schon über sie gekommen zum Ende hin" (1.Thess.2,15-16) 

Es ist somit auch aus dieser Sicht nicht bloß kein Wiederspruch, Israel mit dem "Tier" gleichzusetzen, sondern der einzig mögliche Deutungsansatz. 

Verführung der Christen durch das irdische Israel

Nun verweisen die Anhänger der Pro-Israel-Theologie auf die Propheten des AT, die ihrer Meinung nach prophetisch so sehr von dem heutigen Israel als dem an die Juden/Israeliten zurückgegebenen gelobten Lande gesprochen hätten. In der Tat sprechen diese Stellen von der Rückkehr des israelischen Volkes ins verheißene Land. Wenn wir jedoch diese Stellen genauer betrachten, werden wir feststellen, dass sie sich entweder auf die im AT bereits erfüllte Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft beziehen, oder aber die fernere neutestamentliche Hoffnung Israels und der Völker offenbaren. Denn wenn Gott den Seinen in diesen Prophetien wohlwollend eine Verheißung ausspricht, kann es doch nicht gleichzeitig dem gottlosen, durch viele politische Machenschaften entstandenen Israel gelten. So ist für unsere Betrachtung nur die fernere neutestamentliche Hoffnung dieser Prophetien von Bedeutung, denn sie wird irrtümlicherweise für die Wiedererlangung des gelobten Landes durch die Israeliten in der heutigen Zeit gehalten. Schauen wir z.B. Jes. 43,5-6 an:

"So fürchte dich nun nicht; denn Ich bin bei dir. Ich will vom Morgen deinen Samen bringen und will dich vom Abend sammeln 6. und will sagen gegen Mitternacht: Gib her! und gegen Mittag: Wehre nicht! Bringe Meine Söhne von ferne her und Meine Töchter von der Welt Ende"

Diese Worte werden eigenwillig den nach Israel zuziehenden Israeliten zugeschrieben, obwohl hier von geistlichen Kindern die Rede ist, die im Himmelreich versammelt werden. Der nachfolgende Vers macht es deutlich: 

"alle, die mit Meinem Namen
(Christen von Christus) genannt sind, die Ich geschaffen habe zu Meiner Herrlichkeit und zubereitet und gemacht" (Jes. 43,7)

Dass hier Christen, und nicht die Nation Israel gemeint ist, verdeutlichen auch die Worte: "die Ich geschaffen habe zu Meiner Herrlichkeit". Können denn die den Sohn Gottes verwerfenden Israeliten Gott zur Herrlichkeit sein?

Ebenso falsch wird auch Jeremia 30,10 ausgelegt:

"Darum fürchte du dich nicht, mein Knecht Jakob, spricht der Herr, und entsetze dich nicht, Israel. Denn siehe, ich will dir helfen aus fernen Landen und deinem Samen aus dem Lande ihres Gefängnisses, daß Jakob soll wiederkommen, in Frieden leben und Genüge haben, und niemand soll ihn schrecken"

Auf die neutestamentliche Zeit ausgelegt, bezieht sich die Verheißung der Wiederkehr und des friedlichen Lebens keineswegs auf das derzeitige Israel, wie so oft behauptet wird, sondern auf die Christusgläubigen Israeliten, welche Frieden und Genüge haben werden im Reiche Gottes. Denn wir lesen einige Verse davor über ihre Erweckung und Bekehrung:

"Fragt doch und seht, ob auch ein Mann gebiert! Warum sehe ich denn, daß alle Männer ihre Hände auf den Hüften haben wie eine Gebärende, und daß alle Angesichter bleich geworden sind?" (Jer. 30,6)
.

Das "Gebären" ist hier ein Bild für die geistliche Geburt - Glaube an den Sohn Gottes. Im weiteren Textverlauf entdecken wir, wann diese Erweckung geschieht:

"Wehe! Denn groß ist dieser Tag, keiner ist ihm gleich, und eine Zeit der Drangsal ist es für Jakob; aber er wird aus ihr errettet werden!" (Jer 30,7)

Und noch ein Stück weiter sehen wir schließlich die Frucht dieser Bekehrung:
 
"... sie werden dem Herrn, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will" (Jer. 30,9) 

Mit "König David" ist hier prophetisch, wie höher erwähnt, Christus gemeint. Die höher zitierten Worte aus Vers 10: "...in Frieden leben...und niemand soll ihn (Jakob) schrecken" können jedoch auch darum nicht auf das heutige Israel bezogen werden, weil es dort keinen wirklichen Frieden gibt, und diesem Staat nach dem prophetischen Wort noch Krieg bevorsteht.

Auch Hesekiel 34,11-13 wird falsch gedeutet:
"...Ich
(der Herr) will Mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. 12. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, also will Ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Örtern, dahin sie zerstreut waren zur Zeit, da es trüb und finster war. 13. Ich will sie von allen Völkern ausführen und aus allen Ländern versammeln und will sie in ihr Land führen"

In das Bild der Rückkehr aus Babylon hat Gott hier gleichzeitig die fernere Prophetie des neutestamentlichen Sammelns seiner "Schafe" durch den "Hirten" hineingelegt. Wer ist denn der "Hirte" und seine "Schafe" in der Zeit des NT, wenn nicht Christus und die Gläubigen? Zumal das Bild der "Zerstreuung" auch den unter allen Völkern zerstreuten Christen und ihrer anschließenden Sammlung entspricht:

"...Denn Jesus sollte sterben für das Volk; 52. und nicht für das Volk allein, sondern daß er auch die Kinder Gottes, die zerstreut waren, zusammenbrächte" (Joh.11,51-52)

Auf die gegenwärtige Gnadenzeit bezogen, handelt es sich somit auch hier um geistliche und nicht um fleischliche Kinder!

Des Weiteren auch Hesekiel 36,8;12:

"Aber ihr Berge Israels sollt wieder grünen und eure Frucht bringen meinem Volk Israel; und es soll in kurzem geschehen. 9. ... 10. ... 11.
12. Ich will euch Leute herzubringen, mein Volk Israel, die werden dich besitzen; und sollst ihr Erbteil sein und sollst sie nicht mehr ohne Erben machen"

Hier ist prophetisch die Rede von den Bergen Israels wiederum als vom Reiche Gottes oder auch vom Volke Christi, zu welchem sich das gesamte geistliche Israel - Gläubige aller Völker - versammeln, sprich wie im Zitat "herzu gebracht werden", wird. Die Deutung, als handle es sich um die heute zurückkehrenden Israeliten nach dem Fleisch, entspricht nicht dem neuen Testament, denn der Ungläubige kann kein Erbteil bei Gott haben.

Nicht selten wird die Gründung Israels im Jahre 1948 von den Pro-Israel-Theologen auch auf Grundlage folgender Verse als die erfüllte Verheißung der Landrückgabe dargestellt. Hier nach Luther 1912 und dann nach Schlachter 2000 zitiert:

Luther: "Wer hat solches je gehört? wer hat solches je gesehen? Kann auch, ehe denn ein Land die Wehen kriegt, ein Volk auf einmal geboren werden? Nun hat doch ja Zion ihre Kinder ohne Wehen geboren" (Jes.66,8)

Schlachter: "Wer hat je so etwas gehört? Wer hat etwas Derartiges gesehen? Wurde je ein Land an einem Tag zur Welt gebracht? Ist je ein Volk auf einmal geboren worden? Denn Zion hat Wehen bekommen und zugleich ihre Kinder geboren" (Jes.66,8) 

Dieses Zitat wird jedoch durch die Deutung, als sei hier der Wiederaufbau Israels gemeint, scharf missbraucht, denn auf diese Weise wird es aus dem Kontext herausgerissen. Der Zusammenhang mit den Versen davor und danach (Jes.66,7-9) lässt daran keine Zweifel übrig:

"7. Sie gebiert, ehe ihr wehe wird; sie ist genesen eines Knaben, ehe denn ihre Kindsnot kommt. 8. Wer hat solches je gehört? wer hat solches je gesehen? Kann auch, ehe denn ein Land die Wehen kriegt, ein Volk auf einmal geboren werden? Nun hat doch ja Zion ihre Kinder ohne Wehen geboren. 9. Sollte ich das Kind lassen die Mutter brechen und nicht auch lassen geboren werden? spricht der HERR. Sollte ich, der gebären läßt, verschließen? spricht dein Gott"

Geistlich bedeutet es, dass aus ihr, aus Jerusalem oder besser Judäa, der Messias kommen wird - sprich "sie ist genesen eines Knaben" -  bevor ihre eigene Erweckung geschehen wird - sprich "ehe ihr wehe/ ihre Kindsnot kommt". Denn mit der "Kindsnot", bzw. den "Wehen", wird hier geistlich auf das "Wiedergeboren-werden" gemäß des NT's angedeutet. Wenn nun der 8-te Vers von einem "auf einmal geborenen Volk" spricht, ehe denn das "Land die Wehen kriegt", so sind damit die Christen gemeint, die von Jesus Christus geistlich geboren sind, bevor auch das Land, also Israel, von der Erweckung in der Endzeit vollumfänglich erfasst wird. Diese Deutung wird auch durch die in Vers 8 etwas abweichende Schlachterversion nicht widerlegt. Denn auch wenn in der Schlachterversion von dem "an einem Tag geborenen Land" gesprochen wird, kann hier geistlich gesehen keine Rede von der Entstehung des heutigen Staates Israel sein, weil es sich im Gesamtzusammenhang erneut um Christus - hier das "Gebären des Knabens" -, und somit um das geistliche "Geboren-werden" des Volkes Christi handelt. Welchen Bezug hat denn dazu der derzeitige israelische Staat, wenn auch der nachfolgende 9-te Vers prophetisch nochmal vom geistlichen "Gebären" spricht, und auf das "Wiedergeboren-werden" durch Christus anspielt? Demzufolge müsste also die Aussage der Schlachterbibel über das "an einem Tag geborene Land" geistlich als das Reich Gottes, das Reich der Nachfolger Jesu, verstanden werden.

Dem gegenüber wird des Öfteren eingewendet, es gälte dennoch dem fleischlichen Israel, denn Israel werde so oder so als Nation und Staat wiederentstehen, weil es ihm verheißen worden sei als solches ewigen Bestand zu haben, z.B. wie geschrieben steht:

"Wenn solche Ordnungen vergehen vor mir, spricht der HERR, so soll auch aufhören der Same Israels, daß er nicht mehr ein Volk vor mir sei ewiglich. 37. So spricht der HERR: Wenn man den Himmel oben kann messen und den Grund der Erde erforschen, so will ich auch verwerfen den ganzen Samen Israels um alles, was sie tun, spricht der HERR" (Jer.31,36-37)

Jedoch beweist schon der hier erneut verwendete Ausdruck "Same Israels", dass es sich hierbei nicht um das fleischliche Israel, sondern eben um den gläubigen Überrest Israels handeln muss, wenn man diese Verse auf die NT-Zeit bezieht. Denn Gott wird ja nach Röm.11,5 Israel nur wegen des in ihm befindlichen "Samens", sprich der Nachfolger Jesu, nicht völlig verwerfen.

Im Zuge dieser Fehldeutungen der Pro-Israel-Theologen, wird auch das Endgeschehen in Israel falsch beurteilt. Der folgende Vers veranschaulicht es:

"Dies ist die Last des Wortes vom Herrn über Israel, spricht der Herr... : 2. Siehe, Ich will Jerusalem zum Taumelbecher zurichten allen Völkern, die umher sind; und auch Juda wird es gelten, wenn Jerusalem belagert wird" (Sach. 12,1-2)

Hierdrauf hinweisend, betrachten viele Christen Israel bloß als Opfer des zukünftigen Geschehens, lassen aber völlig außer Acht, dass Jerusalem gemäß diesem Zitat nicht nur allen Völkern, sondern auch Juda zum Taumelbecher wird. Unter Jerusalem versteht sich hier also der gläubige israelische Überrest, aber auch die in der Welt verbliebene Christenheit als solche, die nicht nur von den Völkern umher, sondern vor allem auch vom antichristlichen Judentum in der letzten Zeit bedrängt wird. Etwas weiter finden wir in Sach. 14,12-14 die Bestätigung:

"Und das wird die Plage sein, womit der Herr plagen wird alle Völker, so wider Jerusalem gestritten haben: ihr Fleisch wird verwesen, dieweil sie noch auf ihren Füßen stehen ... 13. Zu der Zeit wird der Herr ein großes Getümmel unter ihnen anrichten, daß einer wird den andern bei der Hand fassen und seine Hand wider des andern erheben" 14. Denn auch Juda wird wider Jerusalem streiten..."

Hier eröffnet sich erneut das Bild der Ereignisse in der allerletzten Zeit, wobei Juda wiederum zu den Feinden Jerusalems gezählt wird. Womit auch die Prophetie über den jüdischen Antichristen - den falschen Messias - im Einklang steht:

"Und es werden seine Heere (des Antichristen) daselbst stehen; die werden das Heiligtum in der Feste entweihen und das tägliche Opfer abtun (im übertragenen Sinne Verbot des Evangeliums) und einen Greuel der Verwüstung aufrichten. 32. ... Aber die im Volk (israelischen Volk), so ihren Gott (Christus) kennen, werden sich ermahnen und es ausrichten. 33. Und die Verständigen (Gläubigen) im Volk werden viele andere lehren; darüber werden sie fallen durch Schwert, Feuer, Gefängnis und Raub eine Zeitlang" (Dan. 11,31-33)

Der Antichrist wird also die Gläubigen in seinem eigenen Volk verfolgen. Darum bezeichnet die Offenbarung diesen gläubigen Überrest als die  "Heilige Stadt", mit anderen Worten als das geistliche Jerusalem, das eine Zeit der Bedrängnis überwinden muss:

"...Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten
(den gläubigen Überrest). 2. Aber den Vorhof außerhalb des Tempels laß weg und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben, und die heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate" (Offb.11,1-2):

Dementsprechend wird auch in diesem Endgeschehen die übrige irdische Stadt Jerusalem, und somit auch das übrige Judentum, wie höher betrachtet, mit dem Heidentum gleichgesetzt und als "Sodom und Ägypten" bezeichnet:

"Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier ... sie töten." 8. Und ihre Leichname werden liegen auf der Straße der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten, wo auch unser Herr gekreuzigt wurde"  (Offenb.11,7-8)

Die gegenwärtige Israel-Euphorie ist also nichts anderes als eine Verführung der Christen, die in das endzeitliche "Anbeten des Tieres" münden wird. Diese Verführung wird von den Zionisten gesät. Es wird ein Schein der Versöhnung und Annäherung zwischen Juden und Christen geschaffen, doch in Wahrheit ist dies ein Gefügig-machen und Unterjochen der Christenheit unter das Weltjudentum. Viele Christen sind bereits eingelullt worden und haben in Bezug auf Israel keinen nüchternen Blick mehr. Hierzu werden Konferenzen und Berichterstattungen über Israel und seine politische Lage von Israel-ergebenen Referenten gehalten. Auf diese Weise gewinnt man die Christenheit für die politische Sache Israels. Als Plattform für diese Unterwanderung dient vor allem die geistlich verkehrte Bibelauslegung, wie wir sie höher betrachtet haben. Diese Pro-Israel-Theologie ist auch deswegen verkehrt, weil dadurch das einfache neutestamentliche Prinzip, dass dem Mächtigen dieser Welt nicht die göttliche, sondern die satanische Rolle zugeteilt ist, verworfen wird. Denn ist der Teufel nicht der Fürst dieser Welt? Israel wird aber mit dieser Theologie in den Himmel gepriesen! Obwohl doch gerade seine Übermacht, gestützt durch das US-Militär sowie die Waffenlieferungen der EU, jedem unvoreingenommenen Beobachter der Politik offenbar ist. Israel kann ohne ein ernsthaftes politisches, geschweige denn millitärisches, Nachspiel befürchten zu müssen, souveräne Länder, wie z.B. Syrien, bombardieren; Palästinenser bei seinen Millitäraktionen töten usw. Egal was Israel tut - außer der harmlosen und darum geheuchelten Medienkritik muss es keinem wirklichen Druck entgegensehen, ob von der UN, den USA, der EU, oder irgendeinem anderen Staat. Die Erklärung dafür ergibt sich einzig und allein daraus, dass Artgenossen dieses "erwählten" Volkes seit ein paar Jahrhunderten in die Schlüsselpositionen führender Nationen gelangt sind und im Verborgenen die Fäden ziehen. In diesem Zusammenhang ist für viele die superreiche jüdisch-stämmige Familie Rothschild, die einen unheimlichen Einfluss auf die politischen Geschicke dieser Welt in den vergangenen 200 Jahren ausgeübt hat, ein Begriff. So liefert uns also auch die politische Betrachtung eine Bestätigung der Deutung, dass das "Tier aus dem Meer" Israel als das letzte Weltimperium darstellt.          

Israel Gottes ist somit das geistliche, Christus-gläubige Israel. Das bestätigt uns auch der Apostel Paulus, wenn er von der neuen Kreatur, das heißt von den Wiedergeborenen, spricht:

"Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch unbeschnitten sein etwas, sondern eine neue Kreatur. 
16. Und wie viele nach diese Regel einhergehen, über die sei Friede und Barmherzigkeit und über das Israel Gottes" (Galater 6,15;16)   

 5. Israel fließt als Überrest in die Gemeinde mit ein

Es gibt also für Israel keinen "Sondererlösungsweg", wie aus dem höher gesagten bereits hervorgeht. Doch, genau diesen Sondererlösungsweg verkündigen ja die Dispensationalisten und andere Israel-Anhänger, indem sie behaupten, Israels Heilsweg führe im Gegensatz zur Gemeinde über irdische Verheißungen, deren Erfüllung Gott mit der heutigen  "Landrückgabe" angefangen habe. Die Konsequenz solcher Behauptungen ist, dass der zukünftige gläubige Überrest Israels gar nicht zur Gemeinde, der Braut, bzw. dem Leib Christi, gerechnet wird. Denn wenn die Pro-Israel-Theologen Israel im Endgeschehen strikt in der Opferrolle und den wiederkommenden Herrn Jesus als eine Art Beschützer dieses irdischen Volkes darstellen, dann läuft es theologisch unausweichlich auf die Trennung in "zwei Völker Gottes" hinaus. Darum reden solche Theologen von zwei Heilskörperschaften im Reiche Gottes - der himmlischen und der irdischen, sprich der Gemeinde und Israel. Doch, damit stehen sie im gewaltigen Wiederspruch zum NT, das keinerlei Grundlage für "zwei Arten Völker Gottes" sowohl in der Gnadenzeit als auch im 1000-jährigen Reich bietet und die Gläubigen aller Völker in dem einen "Leib" Gottes vereint:

"Denn Er (Christus) ist unser Friede, der aus beiden (Judenchristen und Heidenchristen) eines gemacht hat und den Zaun, der dazwischen war, abgebrochen hat, nämlich die Feindschaft, in dem er durch sein Fleisch
15. das Gesetz der Gebote und Satzungen abgetan hat, auf daß er die zwei in sich selber zu einem neuen Menschen schüfe... 16. und die beiden versöhnte mit Gott in einem Leibe. (Eph.2,14-16)

"Das nämlich die Heiden Miterben und mit zum Leib Gehörige ... sind." (Eph.3,6)

Dem eben Gesagten wird jedoch entgegengestellt, dass die Gemeinde angeblich schon vor der Großen Drangsal entrückt werde, so dass Gott sich in diesen allerletzten Tagen vor der Wiederkunft Jesu nur noch um Israel kümmern würde. In der Tat gibt es in der gegenwärtigen Gnadenzeit gewisse Heilsepochen, sprich das Zeitalter der Zuwendung Gottes zu den Heidenvölkern und das Zeitalter der Zuwendung zu den Juden/Israeliten. Denn wir haben ja höher schon festgestellt, dass es zum Schluss, wenn überall in den Völkern der Glaube abflaut, in Israel noch ein Überrest erweckt wird. Das heißt, vom Ansatz her ist zwar das Denken der Dispensationalisten richtig, jedoch keineswegs von der daraus abgeleiteten "Theologie der Trennung in zwei Völker" her. Umgekehrt gilt aber für Christen, die die Verführung durch Israel erfreulicherweise erkennen und das „christlich“-zionistische Lager ablehnen, diesen Ansatz der zukünftigen Erweckung in Israel nicht zu leugnen, sondern anzunehmen, um das Endgeschehen um Israel herum prophetisch richtig einordnen zu können. Lasst uns also diese Zeitalter der Zuwendung Gottes betrachten.

Heilsepochen oder Gnadenzeitalter Gottes

Gemäß der biblisch prophetischen Lehre über die Heilsepochen, bzw. Gnadenzeitalter, die sich aus der Betrachtung der 70 Wochen, sprich Jahrwochen, aus Daniel 9,24-27 ergibt, gibt es in der Heilsgeschichte eine allgemeine Zuwendung Gottes zu den Heidenvölkern, sowie eine allgemeine Zuwendung Gottes zu dem alten Bundesvolk Israel. Demnach sind dem israelischen Volk ab der Rückkehr aus Babylon 70 Jahrwochen Gnadenzeit gegeben:

"Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über die heilige Stadt, so wird dem Übertreten gewehrt und die Sünde abgetan und die Missetat versöhnt und die ewige Gerechtigkeit gebracht und die Gesichte und Weissagung versiegelt und ein Hochheiliges gesalbt werden" (Dan.9,24)

Die 70 Jahrwochen teilen sich wie folgt auf: Ab dem Erlass zum Aufbau Jerusalems z.Z. Medopersiens bis auf die Kreuzigung Jesu Christi verstreichen 69 von den 70 Jahrwochen. Davon 7 Jahrwochen vom Erlass bis zum Aufbau der Stadt und 62 Jahrwochen ab dem Aufbau Jerusalems bis zur Ermordung Jesu Christi. Die mit der Auferstehung des Herrn beginnende Zeit ist ein zwischen der 69-ten und der 70-ten Jahrwoche liegender Einschub der allgemeinen Zuwendung Gottes zu den Heidenvölkern. Gott sammelt die Jünger Jesu aus allen Völkern, denn Israel ist nach der langen Zeit der Zucht Gottes vorerst verstockt. In den letzten 7 Jahren vor der Wiederkunft Christi, die nach Daniel die siebzigste Jahrwoche darstellen, wird Gott eine Drangsal über Israel bringen (Drangsal Jakobs Jer.30,7). Auf diese Weise wird er Israels Hartherzigkeit brechen und zur Erweckung und Errettung dessen Überrestes führen. Das heißt, die letzten 7 Jahre sind ein Zeitalter der allgemeinen Zuwendung Gottes zu dem alten Bundesvolk Israel. Jetzt sind die Völker nach langer Predigt des Evangeliums durch den Glaubensabfall verstockt. Diese chronologisch-prophetische Auslegung lässt sich Im Folgenden klar als "roter Faden der Schrift" erkennen. Wir haben bereits in Röm.11,25-26 betrachtet, dass Gott nach dem Sammeln der Kinder Gottes aus den Völkern, sich am Ende des israelischen Überrestes annehmen wird. So lesen wir in Daniel 9,27 über den Bund, sprich den neuen Bund, der vielen Israeliten gestärkt wird, also mit ihnen geschlossen, in der verbliebenen 70-ten Jahrwoche:

"Er (Christus) wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Greuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird"

Das entspricht dem prophetischen Wort der "Offenbarung des Johannes" zum Geschehen in Israel kurz vor der Wiederkunft Jesu. In Kap.12,5-6 lesen wir über die "Frau", die einen Knaben, sprich Jesus Christus, geboren hat. Da Christus von den Juden abstammt, versinnbildlicht diese "Frau" das für die Annahme des Glaubens potenzielle Kern-Israel, aus dem auch der gläubige hebräische Überrest zukünftig hervorgehen wird. Auch trägt sie eine Krone mit 12 goldenen Sternen, welche die 12 Stämme Israels symbolisieren. Die "Frau" flieht schließlich in die Wüste - in den wieder aufgerichteten Staat Israel, der geistlich gesehen eine "Wüste" darstellt - wo sie "ernährt" werden wird 1260 Tage, also ca. 3,5 Jahre. Dieses "Ernähren" stellt geistlich nichts anderes dar als das Vermitteln der prophetischen Predigt-Botschaft durch die "zwei Zeugen" aus Kap.11,3-8, weil ihr Weissagen, wie höher betrachtet, ebenso in Israel stattfinden und genauso 1260 Tage dauern wird. In Übereinstimmung mit Daniel 9,27 werden diese zwei Zeugen nach 3,5 Jahren, also zur Hälfte dieser letzten 70-ten Jahrwoche, umgebracht und ihr Dienst der Weissagung für die Bekehrung der Israeliten - mit der AT-Sprache Daniels "Opfer und Speisopfer" - beendet. Danach wird das Tier, das sie umgebracht haben wird, 42 Monate, also wiederum ca. 3,5 Jahre, herrschen (Offb.13,5), was der Zeit des Greuels der Verwüstung in der zweiten Hälfte der 70-ten Jahrwoche gemäß Daniel 9,27 entspricht. Das alles bestätigt somit, dass die 70-te Jahrwoche die allerletzte Zeit vor der Wiederkunft Jesu darstellt. Das wird ebenso auch in Daniel 7,25 beschrieben:

"Er (das eine Horn auf dem Tier - der Antichrist) wird den Höchsten Lästern und die Heiligen des Höchsten verstören und wird sich unterstehen, Zeit und Gesetz zu ändern. Sie werden aber in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit"

"Eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit" entspricht 1+2+0,5 und ergibt wiederum dieselben 3,5 Jahre Machtzeit des Tieres mit der schlimmsten je gesehenen Verfolgung der Gläubigen. Im Einklang hierzu schildert diese Verfolgung auch die Offenbarung:

"Und ward ihm (dem Tier) gegeben, zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ward ihm gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden" (Offb.13,7)

Auch Jesus Christus nimmt in seiner Endzeitrede Bezug auf den "Greuel der Verwüstung" und die damit verbundene "große Trübsal" und sagt genauso unmissverständlich, dass diese Ereignisse sich kurz vor seiner Wiederkunft zutragen werden:

"Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er steht an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!), 16. alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist; 17. und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen; 18. und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seine Kleider zu holen. 19. Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit! 20. Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat. 21. Denn es wird alsbald eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher und wie auch nicht werden wird" (Mt.24,15-21) 

"Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. 30. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit" (Mt.24,29-30)  

Denn anders als in der Endzeitrede in Lukas 21,20-24, in der Jesus unseren Augenmerk prophetisch auf die damals bevorstehende Zerstörung Jerusalems durch die Römer 70 n.Chr. und die Zerstreuung der Juden/Israeliten richtet, spricht Er in Math.24,15-21 vom wesentlich ferneren zukünftigen Geschehen in Israel. Dementsprechend prophezeit Jesus Christus auch in Lukas 21,24 im Gegensatz zur Rede in Math.24,15-21 die "Zeit der Heiden" nach der Zerstreuung der Juden/Israeliten - sprich die Zeit der Zuwendung Gottes zu allen anderen Völkern:

"Und sie (Israeliten) werden fallen durch des Schwertes Schärfe und gefangen geführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird"

Aus diesen Gründen bezieht Er sich auch nur in Math.24,15-21 auf Daniel, weil dieser Prophet eben gezielt das weit spätere Wirken des Antichristen ankündigt. Und zwar auf die höher schon zitierten Verse:

"Und es werden seine (des Antichristen) Heere daselbst stehen; die werden das Heiligtum in der Feste entweihen und das tägliche Opfer abtun und einen Greuel der Verwüstung aufrichten" (Dan.11,31) 

Der Beweis, dass es sich um das Geschehen kurz vor dem Wiederkommen Jesu handelt, ergibt sich aus der Erläuterung dieser Verse durch einen Engel in Dan.12,7. Im erneuten Einklang mit Offb.13,5-7 sagt er uns, wann dieser Greuel beendet sein wird:

"Eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit; und wenn die Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollendet ist, so wird das alles zu Ende gehen!"

Wie höher gesehen, entsprechen "Eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit" der 42-zig-monatigen Macht des Tieres und seines Antichristen, die erst mit der Wiederkunft des Herrn beendet sein wird, wie es z.B. auch deutlich in 2.Thess. 2,3-10 geschrieben steht.   

Nun die Frage an alle, die irrtümlich glauben, dass die 70-te Jahrwoche knapp nach der Kreuzigung Jesu, bzw. bis 70 n.Chr. zu Ende gegangen sein soll. Wann hat in dieser Zeit das Tier, sprich ein Weltimperium, über alle Völker geherrscht, sie alle umfasst? Wann hat es allen Menschen sein Malzeichen aufgezwungen, so dass keiner kaufen und verkaufen konnte (Offb.13,15-18)? Und wann wurde das "Volk der Heiligen", sprich die Christen, besiegt und ihre Kraft zerschmettert (gemeint ist nicht ihre Ausrottung, sondern das völlige Unterbinden der Verbreitung des Evangeliums, denn die Pforten der Hölle werden die Gemeinde nie völlig überwältigen (Math.16,18))? Noch hat keiner Derartiges beobachtet. All das liegt eindeutig in der Zukunft. Das bedeutet, dass die dargelegte chronologisch-prophetische Auslegung mit der endzeitlichen Erweckung unter den Juden/Israeliten wahr ist. Dennoch wird sie von vielen Christen, die die Verführung durch Israel erkennen, geleugnet. Dahinter steckt die Befürchtung, dass man durch diese Auslegung am Ende doch der Verführung anheimfällt und Israel huldigt. Darf man aber die Schrift verbiegen, nur weil man eine scheinbare Verführungsgefahr dadurch vermutet? Keinesfalls. Wir dürfen der Wahrheit keine Schranken setzen, denn sie kann und wird nie verführen. Das werden wir nun im Folgenden erkennen.

Warum die Lehre über die Heilsepochen nicht zur Theologie der vorzeitigen Entrückung und der "Theologie der Trennung" zwischen Gemeinde und Israel führt.

Wenn wir nun den Wechsel der Gnade Gottes von Israel zu den Völkern und anschließend wieder zu Israel jeweils aufgrund der Verstockung in der Schrift bestätigt finden, so fragen wir: Führt es zur Theologie der "Vorentrückung der Heidenchristen", der "Trennung zwischen Gemeinde und Israel in zwei Heilskörperschaften" und zur "Erwartung eines jüdischen Weltstaates" im 1000-jährigen Reich? Keineswegs! Schauen wir uns z.B. Offb.7,1-14 an. Hier sehen wir nochmal den allgemeinen Wechsel der Gnade Gottes zu den Israeliten in den letzten Tagen - je 12 tausend aus jedem Stamm werden als Knechte Gottes versiegelt. Gleichzeitig wird uns das Versammeln einer "großen Schar" der Gläubigen aus allen Völkern im Himmel gezeigt. Darauf berufen sich nun die Pro-Israel-Theologen und behaupten, alle Heidenchristen würden kurz vor der gr. Drangsal (3,5 Jahre Macht des Tieres) entrückt werden. Steht jedoch im Text irgendetwas von einer Entrückung? Der Entrückungsgedanke ist hier schlicht und ergreifend willkürlich hinzugedacht worden! Denn diese Heidenchristen kommen laut dem Text ebenso aus der gr. Drangsal, und sind somit Märtyrer, die durch ihr Martyrium früher im Himmel sind:

"Das sind die, welche aus der großen Drangsal kommen; und sie haben ihre Kleider gewaschen, und sie haben ihre Kleider weiß gemacht in dem Blut des Lammes" (Offb.7,14) 

Darüber hinaus steht in Offb.7,1-14 ja auch nicht ausdrücklich geschrieben, dass es sich sprichwörtlich um alle in der Welt verbliebenen Heidenchristen handelt, was zweifelsfrei ein Argument für ihre vorzeitige Hinwegnahme wäre. Doch es steht so nicht geschrieben.

Das bedeutet somit, dass diese Zeitalter der Zuwendung Gottes nie eine strikte Trennung zwischen den einen und den anderen darstellen, sondern lediglich allgemeiner Natur sind. Denn keiner wird behaupten, dass es während der Zuwendung Gottes zu den Völkern überhaupt keine Erretteten aus den Juden gab - wir lesen ja in der Apostelgeschichte von den Judenchristen in Jerusalem. So gab es also während der gesamten Zeit der Verstockung Israels einzelne Christusgläubige Juden. Genauso wird es auch in der Drangsalzeit einen Rest an Christen aus den Völkern geben. Diese werden, wie gesehen, zum größten Teil als Märtyrer sterben, aber auch in geringerer Zahl überleben und bei der sichtbaren Wiederkunft des Herrn als verbliebene Christen entrückt werden. Denn warum sollte man Vermutungen über eine vorzeitige Entrückung aufstellen, wenn es doch klare Worte Jesu zu ihrem Zeitpunkt gibt? Wie geschrieben steht:

"Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. 30. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. 31. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem anderen" (Math.24,29-31) 

Die Anhänger der Vorentrückung bestehen aber dennoch auf einer strikten Trennung zwischen den Heilsepochen für die Völker und für die Israeliten. Dies ist jedoch lediglich ein theologischer Vorwand, um zu beweisen, dass alle Christen aus den Völkern tatsächlich noch vor der Drangsalzeit die Welt räumen, sprich entrückt, würden. Denn eine derart strikte Trennung würde ja tatsächlich ein plötzliches Verschwinden aller Heidenchristen aus dieser Welt bedeuten. Doch dafür fehlt, wie gesagt, jegliche Grundlage in der Bibel, wie auch für die nachfolgenden Einwände der Vorentrückungslehrer.

Einwand: Die sichtbare Wiederkunft des Herrn erfolgt mit den "Seinen", den zuvor Entrückten.  

Die Vorentrückung wird angeblich durch die mit Christus bei seiner sichtbaren Wiederkunft erscheinenden Heiligen bestätigt, denn sie sollen vorher entrückt worden sein. Wie die Anhänger der Vorentrückungslehre behaupten, kommt der Herr also zuerst "für die Seinen", sprich für die Heidenchristen, um sie heimlich zu entrücken, und dann nach der Drangsalzeit "mit den Seinen", also den Entrückten, zum Gericht über die Welt. Zur Begründung werden folgende Stellen angegeben:

 "Es hat aber auch von diesem geweissagt Henoch... : "Siehe, der Herr ist gekommen mit seinen vielen tausend Heiligen""
(Jud. 14)

"...bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus samt allen seinen Heiligen" (1.Thess. 3,13)

Dazu gehören ebenso die das Wiederkommen Jesu beschreibenden Verse aus Offb.19,11-16, in denen Er und "die Seinen" auf weißen Pferden vom Himmel erscheinen. Gemeint sind jedoch nicht durch die Vorentrückung Entrückte, sondern in Christus auferstandene Heilige, die Er im Himmel mitführt (1.Thess. 4,14). Denn der Gläubige geht ja in das Himmelreich nach seinem Tode ein (2.Kor.5,1-8), was auch seine Auferstehung bedeutet. Denn die Auferstehung erfolgt im geistlichen und nicht im fleischlichen Leib (Mk.12,25; 1.Kor.15,35-53). Auf diese Weise hat sich durch die gesamte Gnadenzeit hindurch eine himmlische Schar bei Christus versammelt. Gemeinsam mit dieser Schar erscheint Christus dann auch in seiner einmaligen und sichtbaren Wiederkunft und entrückt die Verbliebenen, so dass die zuvor Auferstandenen mit den Entrückten endgültig als Ganzes bei Ihm einkehren (1.Thess. 4,17). Danach beginnt die Herrschaft des Christus und seiner Heiligen im tausendjährigen Reich. Somit ist eine geheime und vorzeitige Entrückung der Heidenchristen auch aus dieser Sicht widerlegt.

Einwand: "Das Bewahren" der Christen aus Philadelphia vor "der Stunde der Versuchung" sei die vorzeitige Entrückung.   

In Offb. 3,10 verheißt Gott den Christen aus der Gemeinde der antiken griechischen Stadt "Philadelphia", dass Er sie bewahren wird vor der "Stunde der Versuchung". Einmal mehr wird ein Vers, der keinerlei ausdrückliche Erwähnung einer Entrückung beinhaltet, für eine solche herangezogen, indem das "Bewahren" als die Entrückung dargestellt wird.

Dem Ganzen liegt folgende Auslegung zugrunde. Die Sendschreiben Jesu Christi an die sieben Gemeinden in der Offenbarung (Offb. 2 und 3) werden von vielen bibeltreuen Christen zu Recht als die von Gott vorausgesagte Kirchengeschichte verstanden. So wird z.B. die Gemeinde "Sardes", die als fünfte Gemeinde ihr Sendschreiben bekommt, und daher prophetisch eine Kirchenperiode eher zum Ende der Kirchengeschichte hin darstellt, folgendermaßen gerügt: "...Ich weiß deine Werke; denn du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot" (Offb. 3,1). Das Gesagte trifft vollkommen auf unsere Zeit zu, in der wir vom toten Namenschristentum geprägt sind. Man meint Christ zu sein, den Namen Christus also zu tragen, lebt aber wie in der Welt: Trauung Homosexueller, Gleichmacherei zwischen Mann und Frau; Frauen als Prediger oder gar Bischöfe usw.

Ähnlich ist auch das Sendschreiben an die letzte Gemeinde "Laodizea". Diese Gemeinde verkörpert prophetisch die allerletzte Zeit der Kirchengeschichte vor der Wiederkunft Jesu: "Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist..." (Offb. 3,15). Der Herr Jesus Christus sagt hier noch einen größeren Verfall innerhalb der zukünftigen Kirche voraus, die lau und untreu, ja sogar fast unbrauchbar für Gott sein wird. Das können wir auch heute schon vielerorts beobachten.

Das sechste Sendschreiben zu der Gemeinde "Philadelphia", das sich zwischen den beiden weiter oben genannten Sendschreiben befindet, weist prophetisch auf die dem Worte Gottes treue Christen hin. Sie wirken zum Teil parallel zu der Gemeinde "Sardes" und zum Teil noch weiter in der späteren Zeit der Kirchengeschichte:

"Weil du bewahrt haßt das Wort meiner Geduld, will auch Ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen" (Offb. 3,10)

Dieses prophetische Wort zum vorletzten Abschnitt der Kirchengeschichte hat jedoch auch das endzeitliche Gesamtgeschehen im Auge. So ist mit "Stunde der Versuchung" die große Drangsal gemeint, denn sie wird, wie bereits betrachtet, über den ganzen Weltkreis, also über alle Völker, kommen. Das erwähnte "Bewahren" der treuen frommen Christen (Philadelphia) vor dieser "Stunde" wird nun von den Befürwortern der Vorentrückung als Entrückung ausgelegt. Der Fehler dieser Auslegung ist es, dass mögliche Kinder Gottes aus der Endzeitkirche Laodizea dann nicht mitentrückt wären. Nach 1.Thess. 4,17 werden jedoch alle verbliebenen Christen entrückt. Wenn also der Herr an der Tür Laodizeas anklopft:
 
"Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört, und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hineingehen..." (Offb. 3.20)

So wird es auch in "Laodizea" einzelne echte Kinder Gottes geben. Die Kirchengeschichte kann somit nicht mit der Entrückung vor der großen Drangsal enden. Denn das Bewahren der Philadelphia-Christen vor der großen Drangsal muss ja nicht durch die Entrückung geschehen. Gott weiß, wie Er seine Heiligen bewahren wird.

Im 1000-jährigen Reich herrscht Christus mit der Gemeinde und nicht mit der Nation Israel.

Wenn es also keine vorzeitige Entrückung gibt, und alle verbliebenen Christen (Juden-, und Heidenchristen) nach der gr. Drangsal bei der sichtbaren Wiederkunft Jesu, wie in Math.24,29-31 oder auch Mk.13,24-27 beschrieben, entrückt werden, dann entpuppt sich auch die "Trennung in zwei Heilskörperschaften" - nach Gemeinde und Israel - als völlig überflüssig! Denn der zum Schluss erweckte "Überrest Israels" wird ja ebenso zum Märtyrer und Überwinder werden, wie es die Christen der vergangenen Reiche und Zeiten auch waren:

"Und da es das fünfte Siegel auftat, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die erwürgt waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. 10. Und sie schrieen mit großer Stimme und sprachen: HERR, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächest unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? 11. Und ihnen wurde gegeben einem jeglichen ein weißes Kleid, und ward zu ihnen gesagt, daß sie ruhten noch eine kleine Zeit, bis daß vollends dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch sollten noch getötet werden gleich wie sie"  (Offb. 6,9-11) 

Dass es sich dabei auch um die endzeitlichen Überwinder des "Tieres" und insbesondere die Judenchristen handelt, lesen wir in Offb. 15,2-3:

"Und ich sah wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemengt; und die den Sieg behalten hatten an dem Tier und seinem Bild und seinem Malzeichen und seines Namens Zahl, standen an dem gläsernen Meer und hatten Harfen Gottes 3. und sangen das Lied Mose's, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprachen: Groß und wundersam sind deine Werke, HERR, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiligen!"

Und in Offb. 20,4 erfahren wir, dass dieses Überwinden weitgehend ein Martyrium sein wird:

"Und ich sah Stühle, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht; und die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand, diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre"

Demzufolge fließt der gläubige "Überrest Israels" genauso wie die Heidenchristen entweder als Märtyrer, bzw. als die zuvor Entschlafenen, oder als die Übrig-gebliebenen bei der Entrückung in den Leib Gottes, sprich die Gemeinde, mit ein. Das passt aber nicht ins Bild des Endgeschehens der Pro-israel-Theologen. Sie behaupten, wie schon erwähnt, Jesus Christus würde bei seiner Wiederkunft die israelische Nation vor den Völkern physisch verteidigen und zu einer großen Nation im 1000-jährigen Reich machen. Da das NT ihrer Theologie, wie gesagt, keinen Fuß breit Grundlage bietet, stützen sie sich stets auf das AT, so z.B. auf Sach.14,1-5. Doch erstens, um es vorweg zu sagen, wird der Herr nicht für eine Nation, sondern für die Gläubigen wiederkommen, siehe Heb.9,28. Und zweitens, wie soll denn eine Nation gemäß dem NT Ehre und Herrlichkeit bei Gott haben, wenn sie auf der Erde durch eine Art "militärische Auseinandersetzung" verteidigt werden soll? Denn Gott hat ja seine Gläubigen während der ganzen Gnadenzeit leiden und töten lassen, damit sie auf diese Weise Gott verherrlichen und dann auch selbst Ehre und Ruhm im Reiche Gottes haben. Und nun sollen die Israeliten im Widerspruch zum Geist des NT auf der Erde verteidigt werden? Betrachten wir hierzu das Zitat aus Sach.14,1-5 hinsichtlich dieses vermeintlichen Widerspruchs:

 "Siehe, es kommt dem HERRN die Zeit, daß man deinen Raub austeilen wird in dir. 2. Denn ich werde alle Heiden wider Jerusalem sammeln zum Streit. Und die Stadt wird gewonnen, die Häuser geplündert und die Weiber geschändet werden; und die Hälfte der Stadt wird gefangen weggeführt werden, und das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden. 3. Aber der HERR wird ausziehen und streiten wider diese Heiden, gleichwie er zu streiten pflegt zur Zeit des Streites. 4. Und seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberge, der vor Jerusalem liegt gegen Morgen. Und der Ölberg wird sich mitten entzwei spalten, vom Aufgang bis zum Niedergang, sehr weit voneinander, daß sich eine Hälfte des Berges gegen Mitternacht und die andere gegen Mittag geben wird. 5. Und ihr werdet fliehen in solchem Tal zwischen meinen Bergen, denn das Tal zwischen den Bergen wird nahe heranreichen an Azel, und werdet fliehen, wie ihr vorzeiten flohet vor dem Erdbeben zur Zeit Usias, des Königs Juda's. Da wird dann kommen der HERR, mein Gott, und alle Heiligen mit dir"

Bei diesem prophetischen Wort zu den Ereignissen um die Wiederkunft Jesu müssen mehrere Dinge beachtet werden. Erstens sehen wir in den ersten zwei Versen das Ergebnis der heutigen jüdischen Verschwörung - Jerusalem hat die Völker ausgeraubt und hat es am Ende mit der Vergeltung Gottes zu tun, indem alle Völker es bekriegen. Das ist auch das Gericht über die Hure Babylon - das Weltjudentum - gegen Ende der gr. Drangsal. Denn die zehn Hörner auf dem Tier - eine Art zehn führende Mitgliedstaaten des Weltstaates - werden das diesen Weltstaat lenkende Weltjudentum stürzen, um selbst das diabolische System dieses Endzeitimperiums für eine kurze Zeit fortzuführen:

"Und die zehn Hörner, die du auf dem Tier gesehen hast, diese werden die Hure hassen und sie verwüsten und entblößen, und sie werden ihr Fleisch verzehren und sie mit Feuer verbrennen" (Offb.17,16).

Hier fallen zeitlich in etwa zwei Ereignisse zusammen: Das Aufkommen des gläubigen israelischen Überrestes, der erkennen wird, dass die Verschwörung seines eigenen Volkes gegen Gott und Mensch eine Sackgasse ist, und das Gericht über dieses Volk als solches. Darum steht auch geschrieben: 

"Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: Gehet aus von ihr (der Hure Babylon), mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!" (Offb.18,4)

Denn gerade deswegen wird Gott die große Drangsal insbesondere die Israeliten treffen lassen, damit der heilige Überrest aus diesen vollkommen "herausgeschmolzen" wird.

Im Verlauf des zweiten Verses aus Sach.14,1-5 sehen wir schließlich das Bewahrtwerden des "übrigen Volkes", und im dritten Vers das Eingreifen Jesu. An dieser Stelle mag nun jemand einwenden: Jerusalem kann nicht die "Hure Babylon" sein, denn sie wird vernichtet, Jerusalem aber nicht ganz. Dieses Missverständnis löst sich, wenn man bedenkt, dass der Prophet Sacharja vom gesamten Jerusalem - der irdischen Stadt, sprich der "Hure", und dem "geistlichen Jerusalem", also dem heiligen Überrest in dieser Stadt - spricht. Wenn nun die irdische Stadt ganz vernichtet wird, so wird die Wiederkunft Jesu gerade noch rechtzeitig geschehen um diesen Überrest zu bewahren. Um sich in Sicherheit zu bringen, werden aber auch viele von ihnen bereits die Flucht in die Berge ergriffen haben, wie es Jesus ihnen in weiser Voraussicht in Math.24,16 und Mk.13,14 geboten hat. Das entspricht auch der soeben gelesenen Prophezeiung dieser Flucht in Sach.14,5. Warum aber fliehen sie, wenn doch der Herr sie militärisch verteidigen sollte? Sie fliehen, weil sie entrückt werden sollen. Ihr Fliehen zeigt somit, dass mit dem "Streiten Jesu" in Sach.14,3 nicht der militärische Schutz einer Nation bei der Wiederkunft gemeint ist, sondern geistlich gesehen die Entrückung Verbliebener. Nur so ergibt es auch einen Einklang mit dem ganzen NT. Erst dann erfolgt das Ergreifen und Verurteilen der antichristlichen Weltherrscher.

Hiernach regiert im 1000-jährigen Reich, wie einhellig in Dan.7,18;26-27 und Offb.20,4  geschrieben steht, Jesus Christus mit den Heiligen, sprich den Christen. Auch aus dieser Sicht gesehen, gibt es also im zukünftigen Reiche Gottes keinen Raum mehr für ein "nationales" Volk Gottes. So lesen wir in der Offenbarung von nur zwei "Lagern" im 1000-jährigen Reich - dem "Meer", sprich der unerlösten Menschheit auf der Erde (Offb.20,7;13 u. 21,1), und, wie gesagt, den Heiligen Gottes. Das "Meer" kann auch deswegen keinen Teil des Volkes Gottes darstellen, weil die Menschen aus diesem "Meer" nach diesen 1000 Jahren sterben und gerichtet werden müssen. Schließlich kommt hinzu, dass auch nur das "himmlische Jerusalem", also wiederum das geistliche Volk Gottes, nach dem 1000-jährigen Reich auf die neue Erde herabsteigt, und diese bewohnt (Offb.21,2). Wo ist da Platz für ein "nationales Volk Gottes", sowie dessen Herrschaft auf der Erde? Dennoch halten die Pro-Israel-Theologen stur an derartigen Hoffnungen Israels auf das 1000-jährige Reich fest. Manche verweisen dabei auf die letzten Kapitel von Hesekiel 40-48 und meinen: "Vieles darin Verheißene hat sich für Israel auch nach der Rückkehr aus Babylon nicht erfüllt, und muss sich daher heute bzw. spätestens im 1000-jährigen Reich erfüllen, so z.B. der Aufbau des Tempels, die Aufteilung der Ländereien Israels und die Wiedereinführung der Opferngaben". Doch schon der in Hes.41,7 beschriebene Bau des Tempels beweist, dass es sich um einen geistlichen Tempel handeln muss. Denn der Tempel ist unten schmaler als oben! Hat jemals ein Architekt so etwas bauen können? Genauso wenig können die Opferngaben wiedereingeführt werden, wenn man diese Kapitel auf die Zeit des NT, bzw. des 1000-jährigen Reiches beziehen will. Ist denn das Blut und Opfer Jesu, das diese Opfer abgeschafft hat, nicht unermesslich wertvoller? Ist die Erlösung durch Jesu, die den Menschen des AT von diesen Opferngaben befreit hat, nicht um Welten höher als dieselben? Wie kann also Gott wieder zu den Tieropfern, die doch nur ein Abbild des vollkommenen Opfers Jesu gewesen sind, zurückkehren?

Darum müssen diese Opferngaben aus Hes. 40-48 entweder im übertragenen Sinne und geistlich verstanden werden, so man sie auf die Zeit des NT, bzw. auf die spätere Zeit, deuten will, oder eben als eine ausschließlich für die Zeit des AT gebotene Praktik angesehen werden. Das alles bestätigt nochmal, dass die Gemeinde das alte Israel ablöst. Denn Gott wäre kein Gott des Planens, wenn er nach der vollkommeneren und geistlicheren Zeit der Gemeinde, im 1000-jährigen Reich wiederum zum alten Israel zurückkehren würde. Darüber kann auch die Stelle aus Apg.15,14-16, die als einzige im NT über einen zukünftigen "Aufbau der Hütte Davids" redet, nicht hinwegtäuschen. Denn der hier vom Apostel Jakobus zitierte AT-Prophet konnte ja zu seiner Zeit nicht anders, er musste mit dem Bild des "Aufbaus der Hütte Davids" das Sammeln des gläubigen Überrestes Israels in den Leib Gottes darstellen. Alles andere würde, wie gesagt, der gesamten NT-Linie widersprechen.                         

Unter dem Schlusstrich muss daher gesagt werden: Auch wenn die obige Darlegung von so manchem Pro-Israel-Theologen als "Ersatztheologie" - Gemeinde ersetzt Israel - verschrien ist, so tut es dieser Wahrheit keinen Abbruch. Denn das Zeitalter der Gemeinde steht nunmal auf einem höheren geistlichen Level als das Zeitalter des nationalen Israels. Darum stellt die Sicht auf Israel als die führende Nation im 1000-jährigen Reich nichts anderes als eine von derselben Nation eingestreute Verführungstheologie dar. Brüder und Schwester, lasst uns nicht national denken. Das Reich Gottes gehört den geistlichen Kindern!